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Jugend in der DDR

Zukunftsangst?

Die größte Angst hatte ich vor dem Krieg. Der Einsatzplan für unser Regiment sah im Ernstfall vor, dass wir binnen 6 Stunden unsere Stellungen im Kliezer Raum beziehen sollten um dann bestenfalls 4 Stunden Widerstand bis zum Eintreffen der Russen zu leisten. Ich war Menschenmaterial. Und obwohl wir uns auf dem Zimmer geschworen hatten, im Ernstfall zu desertieren – ich habe nicht dran geglaubt und wäre wohl auch geblieben. Pflichtgefühl? Heimatliebe? Feigheit?

Peter M. Buhr, Webmaster der ZEIT, wuchs in Berlin auf. 1988 war er Soldat in der Nationalen Volksarmee.

Wir hatten Waffenkunde: intelligente Minen, die auf ihr Ziel zuhüpfen. Flugzeuge, von denen eines in einem Korridor von 30km alle gepanzerten Fahrzeuge vernichten konnten – und meist saß ich in einem MTLB Kettenfahrzeug .

Schutzmaßnahmen beim Angriff mit Sarin – lächerlich. Wenn Sarin kommt geht’s ans Sterben, soviel war klar. Klar war auch, dass das nur ein Schnuppern an der Büchse der Pandorra war – die richtigen Waffen waren VS; Verschlusssache. Erst Recht die Waffen des imperialistischen Klassenfeindes. Seit 1983 war ich eigentlich ein Friedensbewegter – doch nun rechnete ich mit der AK-74N auf dem Schoß Wind und Wetter aus den Flugbahnen der 122iger Granaten heraus, damit deren Zerstörungsradius von 200 Metern auch dort lag, wo er sollte. Wolfgang Borchert als Reclamausgabe (Ost) hatte ich im Marschgepäck.

Ich hatte Angst vor der Zufriedenheit. Ich dachte, wenn ich je einverstanden und gleichgültig würde, hätte mein Leben seinen Sinn verloren. Alt werden meinetwegen – aber wer gleichgültig wird, stirbt bei lebendigem Leibe. „Es geht mir gut. Ich bin zufrieden“ - das war Horns Ende .

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Zuender hat drei Zeitzeugen über ihre Jugend in der DDR befragt: Wie war das 1988? Hier geht es zur Übersicht


 
 



 

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