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Kurzgeschichte

Ohne Titel

Hier der neue Sonntagstext. 19.956 Zeichen, auch zum Download als PDF.

Lieber ausdrucken und im Bett lesen? Klick doch hier für die PDF-Version "

Die Stille ist schwerer zu ertragen als jedes Geschrei. Ich hasse den Morgen, er ist immer wieder grausam. Der Abend endet in einem Höhenflug, und beim Aufwachen findet man sich liegend wieder, unfähig aufzustehen, müde, alt. Noch vor wenigen Stunden war die Welt groß und alles möglich, und nun fühle ich mich zu nichts weiter fähig als dem Nachhängen meiner Gedanken, die wieder in der Sackgasse feststecken. Ich selbst liege wieder in der Gosse, und diesmal blicke ich nicht zu den Sternen hoch.

Der Tag beginnt und der Tag endet, und ich versuche auf ein Neues mit ganzem Herzen dabei zu sein bei dem was ich tue. Ich liege auf meinem Bett und fröne ganz profanen Genüssen. Das Mädel unter mir, ein gutes Gefühl, hervorgeführt durch nichts anderes als Ausschüttung von Endorphinen und Serotonin. Die Liebe ist so profan dass es weh tut. Die Zigarette danach, das Klischee so greifbar dass es peinlich ist. Die kleinen Glücksmomente, sind es wirklich diese? Wie die Affen an den Lianen hängen wir uns von einem guten Augenblick an den nächsten, und wenn diese nicht wären würden wir wohl zu Boden fallen und dort liegen bleiben. All das geht mir durch den Kopf, und ich weiß dass es schrecklich unpassend ist.

Ich verschicke das Mädchen, und weiß dass es schrecklich ungalant ist. Für Freundlichkeit ist später immer noch Zeit, irgendwann wenn ich alt bin und alle Nachbarn freundlich grüße und mit meiner charmanten Gattin sonntags spazieren gehe, einfach deshalb weil es sich so gehört. Morgen ist auch noch ein Tag.

Wenn es für einen kurzen Augenblick so scheint, als könnte man unbeschwert und halbwegs glücklich sein, dann kann man schon darauf wetten dass die Ernüchterung bald folgt. Ich fühlte mich wirklich gut heute morgen, aber ich hörte die falsche Musik. Sie war nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Ich kann zur schlechtesten Musik tanzen und lachen dabei, und sie ändert rein gar nichts an meiner Gefühlslage. Gefährlich wird es nur, wenn es zu gut wird. Als ich heute aufstand und mir noch im Liegen die erste Zigarette anzündete, wollte ich den Augenblick perfekt machen und das Richtige hören, aber selten war das Richtige so falsch. Manches ist eben so schön dass es weh tut. Außerdem drängt sich dann auch immer der gemeine Gedanke auf, dass es noch Genies gibt und dass man selbst eben keines ist. Vielleicht ist es auch nur Neid was ich fühle – aber in einer schönen und angenehmen Art und Weise.

Try so hard to keep myself from falling back to the bad old ways

And its chars my heart to always hear you calling

Calling for the good old days

Cause there were no good old days

These are the good old days

Versteht ihr was ich meine?

Das Mädchen ruft an. Warum? Hat sie etwas vergessen? Ich treffe sie abends, zahle ihr den Drink und gebe mich von meiner schlimmsten Seite. Sie will trotzdem noch mit nach Hause. Von mir aus.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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