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Kurzgeschichte

Ohne Titel

TEIL 2

Ein Tag gleicht dem anderen, und während viele andere minder Privilegierte noch genießen könnten was ich habe, fühle ich mich dazu nicht mehr in der Lage. Es macht mich fertig dass die Welt wohl doch wirklich nur eine Antwort auf die Frage ist die man ihr stellt, und dass ich so ganz und gar unfähig bin die richtige zu stellen. Es könnte alles so einfach so sein, die äußeren Umstände betrachtet, aber entweder man ist mit dem Herzen dabei oder nicht, was man dann macht ist Nebensache. Ich habe bis heute nicht verstanden wieso M. so gern spazieren geht und sich dabei so gut fühlt. Für mich ist das nichts anderes als einen Schritt vor den anderen setzen. Das Wichtigste spielt sich unter der Oberfläche ab. Ich kann nur zustimmen.

Zuschauer des eigenen Lebens zu sein macht weder Spaß noch wäre den Eintritt wert, den man für jedes schlechte Theater zahlen muss. Ich sollte mich selbst auf die Bühne stellen. Kein Schauspieler war jemals so gut wie ich, auch wenn wohl niemand bereits zwanzig lange Jahre denselben Charakter spielt. Den meisten wird es nach ein, zwei Jahren schon zu öde, und auch ich hänge mir selbst schon zum Hals heraus.

Ich wusste nicht wie schnell es geht eine Demütigung zu vergessen. Etwas anderes war das letzte Nacht nicht, und doch lacht sie nun als hätte ich sie auf Händen getragen. Ihr Lachen ist gelöst und ich bin mir sicher dass es nicht gespielt ist. Sie küsst mich auf die Wange und alles hier macht den Eindruck als wären wir alte Freunde und nicht zwei Menschen, die sich nichts weiter zu sagen und nichts zu geben haben als ein wenig ihrer überflüssigen Zeit. Was sie noch von mir will ist mir nicht klar, bis sie sich näher zu mir lehnt und mir beginnt ins Ohr zu flüstern, und in dem Moment wird mir klar was nun kommen muss. Sie fängt an von den Dingen, die vor nicht und doch so langer Zeit geschehen sind, und ich kenne das Ende jeden einzelnen Satzes noch bevor sie ihn begonnen hat. Ich weiß ich sollte mich jetzt nicht langweilen, aber es gibt so vieles was ich sollte und doch nicht tue dass ich mich darum nicht weiter scheren kann. Ich gebe ihr die Zeit die sie braucht bis sie ihre Beschwörungen über die alte Zeit beendet hat, und auf ihren leeren und erwartungsvollen Blick daraufhin fällt mir nichts weiter ein als die Zeilen, die alles sind was ich nun brauche. It chars my heart to always hear you calling calling about the good old days. There were no good old days, these are the good old days. So oder ähnlich. Sie versteht nicht, und wie könnte sie. Wahrscheinlich wäre sie dann gar nicht hier.

C. kommt aus Paris zurück hat man mir heute erzählt. Hatte genug von allem oder was auch immer, der genaue Grund interessiert mich nicht. Wir kannten uns besser als sie noch hier war, so könnte man es vielleicht sagen, aber ich bin nicht so anmaßend zu glauben dass ein Mädchen wegen mir von irgendwo weit her zurückkommt und ihr Leben dort aufgibt. Es wird wohl vieles falsch für sie gelaufen sein, so genau muss ich es gar nicht wissen. Ich habe selbst Probleme, auch wenn man das nicht meinen möchte. Meine Dämonen wollen immer noch nicht von mir lassen, und all die profanen Dinge die ich zu meinem Amüsement tue heitern mich nie länger als einige Momente auf. In mir drinnen ist weiter nichts was weiß was Glück ist, und ich komme aus meiner Lethargie nicht mehr raus. Mir fällt immer Platons Höhlengleichnis ein, wenn ich die Menschen wie Schatten an mir vorbeiziehen sehe. Für einen realen Moment würde ich wirklich viel geben, aber wer immer diese anbietet, er will auf meinen Handel einfach nicht eingehen.

Es macht alles keinen Spaß mehr. Ich will nach Hause. Ich will nach Hause. Ich will wieder ein Kind sein und in meiner kleinen Welt leben und keine Angst vor etwas haben müssen. Ich will abends in meinem Bett liegen und das Gefühl haben, dass mir nichts auf der Welt passieren kann. Ich will mit meinen Freundinnen sein die ich alle schon ewig kenne und mit denen ich keinen Small Talk machen muss. Ich will zu Hause sein und mich zuhause fühlen, fühlen dass ich dort bin wo ich hingehöre und wo die sind für die ich alles bin. Ich habe keine Lust mehr die Welt zu erobern, die Welt kann mich mal. Ich will nicht mehr alles besser und größer und anders, und vielleicht ist gut dass ich erkenne wie gut das ist was ich habe. Ich will abends zuhause sein und wissen dass da jemand ist den es interessiert wie viel ich rauche und was ich esse und ob es mir denn gut geht und der alles für mich tun würde wenn ich nur danach fragen würde. Ich will bei denen sein die weinen wenn ich gehe.

Ich will ein Kind bleiben, ganz einfach, und wenn es feige ist. Kindheit ist purer Hedonismus, sonst nichts. Die Welt konnten wir erobern, so fühlte sich das an. Und jetzt, wie gesagt, kann  mir die Welt einfach nur den Buckel runterrutschen. Ich hätte alle ausgelacht wenn sie gesagt hätten dass sie die große Welt nicht brauchen, ihre kleine gefällt ihnen gut, und jetzt denke ich gleich und schäme mich nicht mal.

Scheiß auf Paris, denke ich mir.

Am nächsten Tag sitze ich im Flieger nach Hause. Nach Hause. Mir wird ganz warm ums Herz.

Baby Baby, sagt er und grinst. Da bist du also wieder. Ja da bin ich wieder, denke ich  mir, und es macht mir gar nichts aus dass du so gut aussiehst wie am Tag als wir uns verabschiedet haben, dass dein Grinsen nichts von dem Jungenhaften verloren hat das mir und allen immer so gut gefiel. Wie machst du das, will ich fragen. Wie schaffst du es, deine Dämonen so gut hinter einer Fassade zu halten und sie deinem Äußeren so rein gar nichts anhaben zu lassen?  Wie ist es, wenn sie dann am Abend oder des nachts oder wann auch immer wieder hervorkommen und sich ihrem Gebiet wieder behaupten? Alles das will ich ihn fragen, aber dann sage ich doch nur:

"Was hast du immer gemacht?"

"Jede Sekunde an dich gedacht." Das Grinsen straft ihn Lügen, aber es ist kein böses.

"Was hast du in Paris gemacht?"

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

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