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US-Wahlen

Das Irrelevante-Nutte-Dilemma

TEIL 2

Doch die Nähe zur HipHop-Szene ist auch ein potentielles Problem. Ein einziger Satz kann eine Präsidentschaftskandidatur zerstören, wenn er vom Nachrichtenfernsehen und Kommentatoren aufgegriffen und oft genug wiederholt wird. Und HipHop nimmt kein Blatt vor den Mund.

Keiner weiß das so gut wie Barack Obama, der bereits früh dafür kritisiert wurde, dass Jay-Zs 99 Problems auf seinen Wahlkampfveranstaltung lief – ein Lied, in dem auch das Wort “Nutte” fällt. Obama nahm den Song aus dem Programm und spielte auf späteren Veranstaltungen die gleiche Musik, wie fast alle anderen Demokraten-Kandidaten auch: Patriotische Country-Songs von John Mellencamp, zum Beispiel. Dass Mellencamp auch die Wahl von Barack Obama empfiehlt, ist für den Kandidaten wesentlich unkontroverser, als das Bekenntnis von Ludacris.

Auch Hillary Clinton bekam Unterstützung aus der HipHop-Industrie. Und auch für sie wurde das einmal zum Problem. Robert L. Johnson, Gründer des Fernsehsenders Black Entertainment Television, ging für Clinton zur Vorwahl in South Carolina auf Wählerfang, wo Afro-Amerikaner einen bedeutenden Teil der Demokraten-Wählerschaft ausmachen – und wo ein Wahlsieg Barack Obamas zu befürchten war. Johnson versuchte, Stimmung für Obama zu machen.

Fünf politische Musikvideos aus 20 Jahren HipHop

“Während Bill und Hillary Clinton emotional eng mit schwarzen Anliegen verbunden waren, war Obama in seinem Viertel und hat Sachen gemacht”, sagte er, “ich werde nicht sagen, was für Sachen, aber er schreibt darüber in seinem Buch.” Johnson spielte auf Obamas Beichte an, in jungen Jahren gekifft zu haben.

Clinton kämpft für die Schwarzen, Obama sitzt apathisch mit seinen Jungs rum und dröhnt sich zu - der Diss hatte gesessen. Und Johnson sich reichlich im Ton vergriffen. Immerhin sind die Vorwahlen ein Wettbewerb zwischen Parteifreunden, in dem es darum geht, wer die gemeinsamen Interessen besser vertritt – und nicht darum, die anderen Kandidaten bloß zu stellen und persönlich zu diskreditieren. Es war der letzte Wahlkampfauftritt von Robert L. Johnson.

Troy Nkrumah glaubt nicht an eine gemeinsame Zukunft aus schamlosen Rappern und statusbedachten Mainstream-Politikern. “Langfristig wird sich HipHop vom Mainstream wieder mehr entfernen”, sagt er im Zuender-Interview. Troy Nkrumah ist der Vorsitzende der National HipHop Political Conference, für die Anfang des Monats nach eigenen Angaben rund 1000 HipHop-Aktivisten nach Las Vegas kamen. Er engagiert sich für eine erneute Radikalisierung der HipHop-Kultur und beklagt, dass Obama nach rechts rückt, seit er seine Nominierung gesichtert hat.

Das ist zwar ein typisches Verhalten für Präsidentschaftskandidaten, da sich an Vorwahlen traditionell die ideologischeren Parteiaktiven beteiligen, während es bei den Präsidentschaftswahlen um die Gunst des ganzen amerikanischen Volkes geht. Aber Obama, der von politischem Wandel und der eigenen Unkorrumpierbarkeit sprach, enttäuscht nicht nur Nkrumah.

Während der Mainstream des HipHop-Geschäfts die Nähe zu den großen Parteien sucht, spricht Nkrumah lieber von radikaleren Bands: Dead Prez, The Coup oder Immortal Technique. Geht es nach ihm, bleibt HipHop eine Kraft der Opposition. Solange, bis es zu einem grundlegenderen Wandel kommt, als dem, den Obama verspricht. Solange, bis Eingeständnisse an konservative Meinungsmacher wie Bill O’Reilly nicht mehr gemacht werden müssen: “Fight the Power.”

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