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Altwerden

Auf der Seite des Bösen

Weiter nach der Wahrheit suchen? Wozu, wenn sie doch keiner hören will?

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Ich bin 67 Jahre alt. Seit nunmehr 17 Jahren lebe ich auf der "Seite der Bösen", wie es meine Tochter nennt. An meinem 50. Geburtstag dachte ich mir: Das war’s! Lange genug im Schlamm gewühlt und versucht, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Die Wahrheit! Wofür, wenn sie doch niemand hören will?

Wie die ehemalige US-Präsidentin habe ich deshalb alle Ideale in die Luft gejagt und meinen Job als Journalistin aufgegeben. Meine Rentenversicherung ging in der Ölkrise 2027 baden, aber darauf hatte ich mich sowieso nie verlassen. Gott sei Dank habe ich nie die Wohnung in gekauft, die mir damals so günstig angeboten wurde! Stattdessen investierte ich in ein Stück Land in , in der Nähe von . Das macht sich heute natürlich bezahlt, auch wenn die Unterhaltskosten – vor allem das Sicherheitspersonal – horrend sind. Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal in die Landwirtschaft gehen würde.

Mein Basislager habe ich jetzt in der Nähe von : eine reformierte Villa mit großem Garten, in dem ich natürlich auch Obst und Gemüse anbaue, hauptsächlich zum eigenen Verzehr. Eigentlich wollte ich nie zurück nach München, aber heutzutage kann man eben nicht wählerisch sein.

Zu Hause bin ich ohnehin fast nie. Ausschließlich erster Klasse fahre ich um die Welt (oder was davon übrig ist), nach und Nanning, Östersund und . Wo immer ich auch hinreise, immer wohne ich in schönen Boutiquehotels mit Friseursalon in der Nähe. Ich muss mir ja schliesslich die Dauerwelle legen lassen.

Ab und zu schreibe ich noch Reportagen für die wenigen Publikationen, die nicht untergegangen sind (ja, ich bin bekannt für meinen Wortwitz). Manchmal gebe ich auch als Gast-Chefredakteurin eine sündhaft teure Ausgabe irgendeines Hochglanzmagazins in Auftrag. Hauptsächlich aber halte ich Reden an Universitäten: Wie sich die Vereinten Territorien gegenüber der Krise zwischen und verhalten sollten. Wie man den Handel mit kanadischen und russischen Agrarprodukten effizienter gestalten könnte. Wie die Weltgemeinschaft der Hungersnot in Südeuropa entgegenwirken kann. ist heute kein Thema mehr. Nicht einmal die wagemutigsten Hilfsorganisationen wagen es noch, ein Flugzeug dort zu landen. Die Geberländer schauen stattdessen auf die eigene Türschwelle.

Vor kurzem habe ich mit einem befreundeten Illustrator einen historisches Comicbuch über das Leben in vor fünfzig Jahren geschrieben, als Demokratie, Bildung und soziale Gerechtigkeit noch Riesenthemen waren. Das hat eingeschlagen wie ein Meteorit. Von der ersten Zahlung meines Verlegers habe ich mir einen Oldtimer gekauft, einen 6er BMW , Baujahr 2008. Benzin kann ich mir ja jetzt leisten. Den meisten Leuten gefällt das zwar nicht – heute Auto zu fahren oder zu fliegen ist genauso geächtet wie in meiner Jugend das Tragen von Pelzmänteln– aber darum schere ich mich einen Dreck. Das ist ja das Tolle am Altsein: man macht sich nicht mehr die ganze Zeit Gedanken darum, was die anderen denken.

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