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Altwerden

"Ich bin freier"

Die Knie zwacken und der Po hängt, aber das Feiern haben wir trotzdem nicht verlernt.

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Ich stehe früh auf, weil ich die Morgenstunden sehr liebe. Es ist ein Frühlingstag, draußen höre ich leises Vogelgezwitscher. Ich lebe allein in einem kleinen Haus am Waldrand. Es ist mein Elternhaus, hier bin ich groß geworden. Nach ein paar Jahren in der Welt und in der Stadt hat es mich wieder hierher gezogen.

Im Grunde hat sich hier wenig verändert, die Zahnräder laufen immer noch im selben Tempo wie vor fünfzig Jahren. Mit Anfang zwanzig ist mir deswegen manchmal schlecht geworden, ich habe mich über die Beschränktheit der Dorfgemeinschaft aufgeregt, alles schien mir kleinkarriert und spießig. Heute bin ich entspannter, ich werde den Lauf der Dinge kaum beeinflussen können.

Ich lebe hier eher zurückgezogen. Ab und zu fahre ich noch in die Stadt oder lade mir Gäste ein, doch im Grunde bin ich gerne allein. Es gibt einen Mann in meinem Leben, ich nenne ihn meinen Begleiter. Wir teilen viel, wohnen aber nicht zusammen. Wir leben frei von Erwartungen.

Mit dem Altwerden hab ich kaum Probleme, die Kniee zwacken ein bisschen, aber ich sträube mich nicht gegen den Lauf der Dinge. Ich bin viel freier als ich es in meiner Jugend war. Ich muss niemandem mehr etwas beweisen. Ich habe geheiratet und Kinder aufgezogen, habe mein Bestes gegeben und ihnen auf ihrem Weg geholfen. Jetzt bin ich Oma, aber noch vielmehr bin ich einfach ich selbst.

Ab und zu besuchen mich meine drei besten Freundinnen. Früher haben wir die Bergwelt unsicher gemacht oder wild auf Dächern über der Stadt getanzt. Über viele Jahre waren wir in der Welt verstreut, hatten gut bezahlte, herausfordernde Jobs. Keine von uns weiß, warum sie in unser Heimatdorf zurückgekehrt ist, aber jede ist auf ihre Weise froh darüber.

Wir haben Wehwehchen, Falten und der Po ist auch nicht mehr der knackigste, aber wir feiern das Leben noch so gut es geht. Einmal die Woche schlüpfen wir in unsere Wanderstiefel und laufen los. Nini hat immer den kleinen Flachmann dabei, Maria versucht jedes Mal auf´s Neue uns Lieder einzutrichtern und Anja denkt ans anschließende Backen.

Wieder zu Hause heizen wir den Ofen an, packen die Rommee-Karten aus und schlagen uns den Nachmittag mit Sherry und Zocken um die Ohren. Vielleicht bleiben sie über Nacht, vielleicht höre ich, wie irgendwann die Tür ins Schloss fällt und sie gegangen sind. Dann greife ich zu einem Glas Rotwein und einer Genusszigarette, stelle mich vor die Tür, schaue in den Himmel und freue mich über meine Leben.

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