Arbeitsleben
Sex macht auch nur Amateuren Spaß
Einen Beruf, der einem ein Leben lang jeden Tag Freude bereitet? Gibt es nicht.
Die Kolumne von Selim Özdogan
Sein Hobby zum Beruf machen - ich kann mich erinnern diesen Ausdruck gehört zu haben, da war ich noch so klein, dass ich nicht wußte, was ein Hobby eigentlich genau ist.
Es war ein Sommertag, angenehm heiß und ich hatte im Park gelegen, die Zeit mit einer Frau verplaudert. Damals ahnte ich vielleicht dunkel, dass wir ganze Wochen und Monate miteinander verbringen würden. An jenem Tag musste ich unser Treffen beenden, weil ich noch eine Yogastunde zu geben hatte.
Es fiel mir nicht auf, es fiel mir nicht auf, bis ich vor meinen Schülern stand und den Mund aufmachte. Dann merkte ich: Ich habe heute keine Lust zu unterrichten. Nicht die geringste. Es war das erste Mal, dass mir das passierte. Ich machte die Stunde und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
Und später erzählte ich es Markus, wie immer, wenn mich etwas beschäftigt. Er wollte wissen: Wie lange unterrichtest du jetzt nochmal? Ich: Zwei Jahre. Er: Jetzt mach dir mal keinen Kopf, dass du keinen Bock hattest, sei einfach froh, dass es so lange gedauert hat.
Er hat Recht, glaube ich.
Sein Hobby zum Beruf machen, ich glaube nicht, dass es so etwas wirklich gibt, es ist nur eine beschissene Redensart, man macht eine Arbeit aus seinem Hobby und wenn es gut läuft, ist man irgendwann in der Position, es tun zu müssen, ob man gerade will oder nicht.
Hunter S. Thompson schreibt das irgendwo, dass Schreiben wie Sex ist, der ja auch nur den Amateuren Spaß macht.
Egal aus welchem Vergnügen man eine Arbeit macht, es wird ein Tag kommen, an dem man keine Lust hat, diesem Vergnügen nachzugehen. Und danach wird es auch wieder andere Tage geben.
Niemand von uns findet einen Ausweg, auch wenn es manchmal so aussieht und einige Neunmalkluge dir weismachen wollen, dass ihr Leben besser ist, als das der anderen.
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