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Religion

Die Diagnose

Ich erinnere mich genau an jenen Tag. An den Moment, als ich zum Arzt sagte: "Ich glaube, ich habe Krebs." Und dass ich es trotzdem nicht glauben wollte, als seine Diagnose mir recht gab.

Glaube. Ein undankbares Thema. Er ist gefährlich. "Glaube ist der intensivste Grat von Gewissheit". Ein Satz, der mich vor Jahren anscheinend fasziniert hat. Ich kann mich an diese Zeit nicht mehr erinnern. Und doch war es so.

Glaube ist Konzept. Ist Selbstkonzept. Ist Selbst- und Weltverständnis. Ist eine Schnittmenge. Als ich, kurz bevor sich unsere Wege trennten, in deine blauen Augen schaute, wussten wir beide, dass du traurig warst. Zumindest vermute ich das.

War es so? Ist eine Bestätigung zwingend erforderlich? Erfordert das Wissen um, der Glaube an eine oder die Bedeutungen von "Holismus", "Egomanie" und "Subjekt" einen Abgleich? Können wir uns das nicht alles schenken?

Menschen mit Idealen sind anstrengend. Trotzdem ist es gut, dass es sie gibt. Ich dachte eine Zeit lang, ich hätte keine Ideale mehr, doch der Schein trog. Sie hatten sich nur geändert. Die Anzahl der Ideale bleibt immer gleich. Ihren Intensitätsgrad aber kann man ändern bis zum Kontrollverlust. Ein ganzes Volk hat an seine Gesundheit geglaubt, hat geglaubt, dass die Welt daran genesen könne, wie kann man also nur von Einzelfällen sprechen. Wir sitzen in einem einzigen Glashaus und Boot.

Alle Überlegungen führen unweigerlich bis kurz hinter die Grenze des Sinngebenden. Dahinter fällt das Los. Ich bringe die kühne Illusion, etwas halten oder gar ändern zu können nicht länger auf. Der Grund allen Lebens zerfällt in abstrakte Flüchtigkeiten.

Ich suche Hilfe auf. In einer Runde hinter Gemeindemauern schwören sie auf die Ikonen des christlichen Flickenteppichs und ich verstehe, dass ihnen wohl dabei ist. Holzstühle ächzen unter den Lippenbekenntnissen derer, die eigentlich Frieden und Verzeihen suchen, der Ort, an dem sie glauben, beides gefunden zu haben, könnte jeder sein, doch hier sind die Initiationen am wirksamsten. Das Fleisch des Herren, wir müssen es tragen. Keiner trinkt. Einer vermutet, dass unsere Bedürfnisse vielleicht verschieden, unsere Sorgen aber die gleichen sind. Ich glaube nicht, dass er recht hat. Ich glaube nicht.

An einem anderen Ort wird mir bewusst, dass Hoffnung vielleicht eine weltabgewandte Furcht vor der Wahrheit ist. Medikamente haben das gesamte Hab und Gut verschlungen und doch verschwinden keine Metastasen.

Ist alles nur eine Frage der Dimension, der Notwendigkeit? Ich beobachte Abgrenzungsmechanismen, die in ihrer Struktur dem Glauben ähneln. Doch es sind nur Revierkämpfe, eine Verheißung wird sich nicht versprochen. Ein besserer Mensch sein wollen ist nicht ein gesunder Mensch sein wollen. Die LOHAs hören auf, solche zu sein, wenn die eigene Existenz gefährdet ist. Bildung und Biographie bedeuten nichts im Kampf ums nackte Überleben. Musik hilft nicht.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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