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Selbstmarketing

Die Dummheit der anderen

Nimm etwas altes und packe es in ein neues Gewand - so schnell kommst du in die Wissenschafts-Avantgarde. Teil vier unserer Serie über Selbstmarketing im Netz

Im vierten und letzten Teil dieser Serie wollen wir sehen, wie du mit Hilfe des Internet zu Ansehen in der Wissenschafts-Community kommst. Rund um das Netz sind in den vergangenen Jahren vielfältige Forschungszweige entstanden: Virales Marketing, Community-Building und die Rolle des Journalismus müssen beschrieben und in Theorien gefasst werden.

Zur Übersicht: Alle Teile der Serie

Ein Merkmal dieser neuen Entwicklung ist es, dass ein Wissenschaftler in diesen neuen Bereichen manchmal kaum von den in unseren vorhergehenden Lektionen beschriebenen Phänotypen zu unterscheiden ist. Es gibt einige Agentur-Gurus und sogar Journalisten, die ihre Karriere mit einem klug gewählten Promotionsthema an einer Universität begonnen haben. Das Ziel ist gleich – nur der Weg dorthin ist ein anderer.

Schritt 1: Bringe dich früh ein

Versuche, schon in den ersten Semestern deines Studiums (ein solches ist nicht verpflichtend, aber sicher von Vorteil, wenn du in Internet-Wissenschaft machen willst) als studentische Hilfskraft bei einem Professor oder Doktoranden deiner Uni anzuheuern. Das bringt dir zum einen etwas Taschengeld ein – vor allem aber Kontakte!

Wenn du richtig Glück hast, kannst du an einem Projekt mitarbeiten, das später als Studie oder Buch veröffentlicht wird. Achte in diesem Fall darauf, dass dein Name dankend im Vorwort erwähnt wird. Wegen der automatischen Indexierung vieler Bücher durch Google Books oder Versandhäuser wie Amazon taucht dein Name automatisch mit dem deines Professors und dem Titel der Studie in sämtlichen Suchmaschinen auf. Später wird sich kaum jemand die Mühe machen, herauszufinden was nun genau deine Rolle eigentlich war. Vom Recherche-Hiwi zum Co-Autor? So schnell kann das gehen.

Schritt 2: Überhole deinen Prof

Du wirst es bald merken: Viele Professoren sind Koryphäen in einem ganz bestimmten Fachgebiet, tun sich mit den neuen und manchmal rasanten Entwicklungen im Netz aber schwer. Nimm vom Wissen deines Profs, was du brauchen kannst, setze es in einen eigenen Kontext und überrasche ihn mit neuen Einsichten in einen Bereich, den er oder sie noch gar nicht bedacht hat:

Die Arbeit von Bloggern in die Begriffe der soziologischen Systemtheorie (die sich schon seit Jahrzehnten am Wandel des Journalismus abarbeitet) fassen? Die Gender-Studies auf die Geschlechterkonstruktion von Community-Usern anwenden? Die globale Kommunikation im Internet auf ihre Auswirkungen auf die Friedensforschung abklopfen? Internationale Zahlungsströme mit dem weltweiten E-Mailverkehr vergleichen? Ja!

Schritt 3: Publiziere!

Wenn du damit einmal Eindruck gemacht hast, und dein Forschungsfeld ernsthaft beackerst, wird dich früher oder später jemand fragen, doch mal ein Essay für ein Handbuch zu schreiben. Viele Wissenschaftler schreiben inzwischen keine Monografien mehr, sondern verlegen sich auf das Herausgeben von solchen Sammelbänden. Und: They need content!

Der Vorteil für dich: Du landest in Inhaltsverzeichnissen, Bibliografien, Online-Buchläden, Suchmaschinen. Du wirst zitiert, kopiert und vielleicht müssen sogar deine Kommilitonen (oder spätere Jahrgänge) deine Texte lesen.

Schritt 4: Kommuniziere

Parallel zu all dem (was tatsächlich harte Arbeit bedeuten kann), solltest du die klassischen Arbeitsmittel des sozialen Netzes nicht vernachlässigen: Lege natürlich ein Weblog an, in dem du humorvoll und mit wohldosierter Selbstironie über deine Arbeit schreibst. Trete den Hard-Bloggin' Scientists bei, das ist ein Netzwerk von bloggenden Wissenschaftlern, die einen ähnlichen Ansatz schon seit geraumer Zeit verfolgen. Vergiss nicht, ein Verzeichnis aller deiner wissenschaftlichen Arbeiten bereitzustellen.

Wo wir dabei sind: Deine faulen Mitstudenten sind deine größte Chance. Jeder recherchiert Hausarbeiten und Referate zuerst im Netz. Biete möglichst viele deiner Werke im Volltext und kostenlos online an (am besten als PDF-Datei, das lässt sich besser formatieren und macht mehr Eindruck), so dass andere Studenten sich darauf beziehen und daraus zitieren können.

Auch Webseiten, die sich auf die Verbreitung von studentischen Werken spezialisiert haben (zum Beispiel www.diplomarbeiten.de ) sind erste Anlaufstelle vieler geplagter Studenten. Stelle deine Arbeiten hier ebenfalls ein. Vergiss die paar Euro, die du damit vielleicht verdienen könntest und verzichte auf die Option, dich für deine Arbeiten bezahlen zu lassen. Der Netzwerkeffekt, der aus dem kostenlosen Download resultiert, ist viel wichtiger!

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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