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Freie Musik

Leipziger Laptop Reggae

Zum vierten Mal findet dieses Jahr die Wizard of OS Konferenz statt – Teilnehmer aus der ganzen Welt diskutieren dort ab Donnerstag, dem 14. September über die Möglichkeiten freier Kreativität. Einer von ihnen ist der Netlabel-Musiker Disrupt. Bei der Show des freien Wissens erklärt er, warum er seine Musik frei im Netz zur Verfügung stellt.

Eine der größten Möglichkeiten, die das Internet und die Mobilfunktechnik bieten, ist das Teilen und Verbreiten kultureller Güter. Bilder, Musik oder Texte – Kultur lässt sich heute schneller und unkomplizierter denn je über Datenleitungen in die Inbox unserer Nachbarn am anderen Ende der Welt jagen. Online-Archive wie Flickr , Scene.org, YouTube , Archive.org oder die Wikipedia Enzyklopädie wachsen kontinuierlich. Mit Hilfe von Laptops, Digitalkameras und Software-Tools bekommt jeder Bürger die Chance, Kultur selbst mitzugestalten.

Einer dieser Bürger ist Jan Gleichmar. Der 30-jährige Leipziger nutzt nicht nur seinen Laptop zum Musizieren, sondern hob vor zwei Jahren sein eigenes Netlabel Jahtari aus der Taufe. Mittlerweile ist Jahtari aus der Welt der virtuellen Musik-Labels nicht mehr wegzudenken. Kein Wunder also, dass die Macher der "Wizards of OS 4" den Reggae-Liebhaber und Label-Betreiber für einen Auftritt bei der Nacht der Netlabel verpflichtet und auch zu einem Vortrag bei der Show des freien Wissens eingeladen haben.

Jan Gleichmar alias disrupt verkörpert den modernen Typus Musiker, der erkannt hat, wie man das Internet für seine Zwecke nutzt. Angefangen hat alles eher zufällig mit einer MP3-Veröffentlichung auf dem Dresdner Netlabel Phonocake.org . "Zu Beginn wollte ich nur sehen, wie meine Musik anderen Leuten gefällt. Ich war mir über die Qualität nicht so sicher und wusste nicht, ob mein Stil bei den Hörern ankommt. Da lag eine Veröffentlichung über das Internet sehr nahe", sagt Jan.

Herausgekommen ist dabei im Mai 2004 seine erste Internet-EP "For A Fistful Of Dub" . Diese zeigte schon damals ziemlich deutlich, in welche Richtung es in den nächsten zwei Jahren gehen sollte: Dub-Reggae mit einer ordentlichen Portion Bass. Anstatt bereits bestehende Konzepte wiederzukäuen, schuf sich Jan mit einem eigenen Sound ein eigenes Musikgenre: Digital Laptop Reggae. Die Formel, die dahinter steckt lautet: Schnapp Dir die Bassnoten eines Riddims, oder komponier selbst eins. Verschmilz es dann mit Hitmelodien der 8-Bit-Computer-Generation, den Soundtracks von Spielen wie Monkey Island oder Manic Mansion .

Als Resultat hört man dann zum Beispiel einen Dub-Reggae-Track wie "Internation Karate" und erinnert sich daran, wie man damals vom kleinen Bruder im Karate-Klassiker auf dem ersten Volkscomputer verprügelt wurde.

Beflügelt vom Erfolg seiner ersten Musikveröffentlichung im Web, den positiven Emails und Kommentaren, entschied sich Jan für den nächsten konsequenten Schritt: das eigene Netlabel Jahtari.org . Darauf veröffentlicht er Musik von Freunden, Netzbekannten und Musikern aus der ganzen Welt - ohne finanziellen Druck. Denn die Kosten für Webspace sind im Vergleich zur Veröffentlichung von Vinylplatten ein Klacks. Obendrein benötigt ein Netlabel keinen eigenen Vertrieb. Der Distributionskanal ist das Internet selbst – und der reicht im Zweifelsfall bis in den hintersten Winkel von Kirgisien.

Wenn man Jan fragt, warum er seine Musik verschenkt, in dem er sie kostenlos im Internet runterladen lässt, dann antwortet er mit einem gelassenen Lächeln: "Musik produziere ich ja eh. Dann kann ich sie auch verschenken." Dahinter steckt jedoch mehr - das Zauberwort heißt Aufmerksamkeit. Das kostenlose Verteilen seiner Stücke hat Jan nicht nur viele Zuhörer gebracht, sondern auch zahlreiche Konzertauftritte. Ohne die Verbreitung über das Internet würde Jan nicht übermorgen in Darmstadt, im Frühjahr auf dem Fusion-Festival oder Mitte des Sommer auf dem Elektronik Jazz-Juice-Festival in Aarhus spielen. Ebenfalls mit dabei werden dann seine dänischen Label-Kollegen von Bo Marley sein. Auch sie lernte Jan über das Netz kennen. Ihre deutschen Reggae-Tracks mit den dadaistischen Texten gehören zu dem Spannendsten, was die Netlabel-Szene derzeit bietet.

Ein gemeinsames Konzeptalbum lag da nahe – und ist mittlerweile fertiggestellt. "Bo Marley versus Disrupt" heißt der Longplayer und wird über die eigene Website verkauft. "In das Album haben wir unfassbar viel Arbeit gesteckt,viel Zeit und professionellen Anspruch. Damit möchte ich testen, ob die Leute gewillt sind, Jahtari und unsere Künstler zu unterstützen. Dafür erhalten sie eine vollwertige und preiswerte CD mit Cover, Booklet und einem Comic-Button."

Trotzdem wird er seine Musik auch weiterhin verschenken. Er produziert sie ja sowieso.

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