Irgendwann hatte ich genug von diesem Slacker-Look. Ich fing plötzlich an, mir wie bekloppt Anzüge zuzulegen, alles, was in meiner Größe in Second Hand Läden herumhing, wurde aufgekauft. Ab Mitte der 90er verdiente ich als Redakteur auch endlich Geld, und so waren Second-Hand-Shops schließlich irgendwann passé. In diesen Zeiten war der Rummel um Designerfummel sehr groß, und auch ich ging dem Hype voll auf den Leim. Helmut Lang, Prada, Patrick Cox, Paul Smith oder Hugo mussten schon sein, und es sollte zwei Jahre dauern, bis ich erkannt habe, dass der Kram in jeder Hinsicht vollkommen überteuert ist. Da waren meine EC- und Kreditkarten allerdings schon vom Geldautomaten einbehalten worden. Also zurück in die Gebrauchtläden, um dort vorzugsweise Vintage-Sport-Klamotten zu kaufen. Man sah mich fortan vermehrt in Trainingsjacken und Polo-Shirts rumlaufen – die letzte erkennbare Phase.
Seit zwei Jahren regiert nun die Schlichtheit. Nur ganz vereinzelt finden sich in meiner Garderobe noch Sachen von Designern, dann allerdings eher skandinavische wie Tiger Of Sweden oder Filippa K., die eher unaufgeregte, erschwingliche Mode machen. Das Schuhwerk kommt ausnahmslos von Adidas, Nike oder Converse, für den Notfall stehen auch noch zwei Paar schwarze Lederstiefeletten herum.
Alles in allem merkt man meinem Kleidungsstil schon an, dass ich nicht mehr 14 bin. Wäre ich HipHopper, wäre das wahrscheinlich anders, da rennen 40-Jährige noch genau so rum wie 14-Jährige. Und auch Mama und Tochter kaufen ja längst zusammen bei H&M ein. Generell ist es wohl nicht mehr möglich, an den Klamotten den Grad des Erwachsenseins abzulesen. Sich mit Anzug und Krawatte wir ein 40-Jähriger zu kleiden oder mit Jeans und Baseballkappe wie ein 15-Jähriger, das ist mittlerweile eher eine Frage des Stils – und steht unabhängig vom Alter allen offen.
Alles geht, und das ist auch gut so. Krawatten binden werde ich trotzdem nie lernen.