Generationen
Die Jugend von heute
TEIL 4
Nächster Punkt: Die Jugend und das Internet. Im Herbst letzten Jahres wurden die Ergebnisse einer Jugendstudie von MTV und Microsoft (
PDF-Datei
) veröffentlicht, aus der unter anderem hervorging, dass jeder deutsche Jugendliche 35 Freunde hat, von denen 11 reine Online-Freunde sind, die er persönlich noch nie getroffen hat.
Das Entsetzen in der Erwachsenenwelt war groß. Der Journalist Peter Hahne kippte in seiner Kolumne in der
Bild am Sonntag
fast vom Stuhl: Ja gehen den die jungen Leuten nicht mehr raus und spielen miteinander?! Man muss jemand doch beim Kommunizieren in die Augen gucken!
Herrje. Auf so einen Scheiß können auch nur die Alten kommen. Erstens: Ohne die 11 Online-Freunde hätte der Jugendliche dann eben nur 24 "echte". Insofern sind die 11 "unechten" als Bonus zu sehen. Zweitens: Was vollkommen außer Acht gelassen wird, ist die Tatsache, dass Jugendliche das Internet eben nicht als Zeitvernichtungsmaschine und Desozialisierungsinstrument nutzen, sondern unter anderem ganz gezielt zur Kommunikation, und zwar als Ergänzung jener verklärten von Angesicht zu Angesicht, nicht als Ersatz für diese. Von den Möglichkeiten, die das Netz in kreativer Hinsicht bietet, wollen wir gar nicht reden.
Was man der Jugend außerdem vorwirft, ist ihre Politikverdrossenheit. Ist auch Quatsch und wurde bestimmt von Parteipolitikern lanciert. Auf die bezogen stimmt das sogar, aber daran sind sie selbst schuld. Was den etablierten Parteien also bleibt, ist der Neid auf Umweltschutzgruppen, Friedensinitiativen und Menschenrechtsgruppen, die sich seitens Jugendlicher regen Zuspruchs erfreuen.
Irgendwann stellte Maybrit Illner in eingangs erwähnter Sendung dann fest, dass bei der „heutigen Jugend offenbar doch gar nicht so viel falsch läuft“. Stimmt, und zwar genau so viel oder wenig wie bei den letzten und allen folgenden Generationen.