Danko Rabrenović wollte mit seiner Band für Deutschland im Eurovision Song Contest antreten – damit wir auch mal gewinnen. Im Zuender spricht er über Nationalismus auf dem Balkan und halbnackte Turbo-Folk-Sängerinnen
Fragen von Sebastian Brück
An diesem Samstag findet in der serbischen Hauptstadt Belgrad der 53.
Eurovision Song Contest
statt. Die Veranstaltung hat nicht nur eine musikalische, sondern auch eine politische Dimension. Kann der Grand Prix Menschen, die sich noch vor wenigen Jahren als erbitterte Kriegsgegner gegenüber standen, versöhnen? Zuender sprach darüber mit dem aus Serbien stammenden Radiomoderator und Musiker Danko Rabrenović.
Zuender: Herr Rabrenović, obwohl sie in den Neunzigerjahren Kriegsgegner waren, unterstützen sich die Bewohner der Länder des ehemaligen Jugoslawiens beim Eurovision Song Contest und geben sich gegenseitig Höchstpunktzahlen. Woran liegt das?
Danko Rabrenović (Zweiter v. rechts) ist Sänger und Gitarrist in der Ska-Reggae-Band
Trovači
. Mit dem Song "Kako Tako" wollten sie als Direktkandidat am Eurovision Song Contest teilnehmen, wurden vom NDR aber nicht für die Vorrunde ausgewählt. Rabrenović moderiert außerdem auf "WDR Funkhaus Europa" eine Sendung über die Kultur des Balkan.
Danko Rabrenović:
Es ist schon paradox – aber eigentlich leicht zu erklären. Denn obwohl die Region nicht mehr so gemischt ist wie früher, leben immer noch Serben in Kroatien, Kroaten in Bosnien und so weiter. Außerdem leben überall in Europa Ex-Jugoslawen, die dann beim Eurovision Song Contest aus ihrer neuen Heimat für die Teilnehmer aus Ex-Jugoslawien anrufen.
Zuender: Kann der Eurovision Song Contest helfen, den Nationalismus im ehemaligen Jugoslawien zu überwinden?
Rabrenović:
Allein mit dieser Veranstaltung wird man das nicht schaffen. Viele Menschen haben aber durch den Eurovision Song Contest verstanden, dass wir uns kulturell ähnlich sind wie nur wenige andere Länder. Serben, Kroaten und Bosnier singen in der gleichen Sprache, viele Menschen kommen aus gemischten Familien. Es gibt sehr viel, das uns verbindet – auch wenn es wegen der Kriegserfahrungen für manche schwierig ist, sich damit abzufinden.
Zuender: Der Eurovision Song Contest findet dieses Jahr in Belgrad statt, weil 2007 die serbische Sängerin Maria Serifović den ersten Platz belegt hat. Vor ihrem Sieg gab es Gerüchte, dass die gebürtige Roma lesbisch sei, später trat sie auf Veranstaltungen der nationalistischen Partei SRS auf. Wie passt das zusammen?
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Rabrenović:
Eigentlich gar nicht. Wahrscheinlich hat sie deshalb schnell dementiert, lesbisch zu sein. In der homophoben Gesellschaft Serbiens hätte sie damit schlechte Karten. Dabei wäre es eine positive Aussage gewesen, hätte sie als Roma und Lesbe gesagt: "Wir leben unter euch, und wir haben etwas geleistet für das Land." Serifović hätte ein Zeichen für Toleranz setzen können.