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Grand Prix in Belgrad

Ein bisschen Frieden

TEIL 2

Manche sagen, der Song Oro der diesjährigen serbischen Teilnehmerin Jelena Tomašević habe nationalistische Untertöne.

Rabrenović: Oro ist ein Folkpop-Song von Željko Joksimović, der 2004 bereits mit Lane moje für Serbien am Eurovision Song Contest teilgenommen hat und 2006 ein Lied für den bosnischen Teilnehmer Hari Mata Hari komponierte.  In Oro gibt es die Zeile „Na vidovdan probudi me / Jos jednom da ga pogledam", übersetzt etwa: "Weck mich am Vidovdan auf, dass ich ihn noch einmal sehe.“ Der Vidovdan ist der Tag der Schlacht auf dem Amselfeld im Kosovo, bei der die Serben 1389 den Osmanen unterlagen. Dieser Tag hat für viele Serben eine große symbolische Bedeutung. Ich glaube nicht, dass Joksimović nur zufällig einen solchen Vers in einer Zeit schreibt, die von der Diskussion um die Unabhängigkeit des Kosovo geprägt ist. Den Song nationalistisch zu nennen, halte ich aber für übertrieben. 

Zuender: Sind die Länder des ehemaligen Jugoslawien aufgrund der gemeinsamen Sprache musikalisch wiedervereinigt?

Rabrenović: Der Krieg zerstörte den gemeinsamen Musikmarkt. Stück für Stück haben sich die Märkte jetzt wieder angenähert, vor allem aus kommerziellen Gründen. Es gibt viele Künstler, die im gesamten ehemaligen Jugoslawien auftreten. Aber große Tourneen durch bis zu 40 Städte wie vor dem Krieg gab es bisher nicht. Die Revival-Tour der Band Bijelo Dugme etwa führte 2005 nur durch vier große Städte, obwohl die Band in den Siebziger- und Achtzigerjahren Jahren eine der erfolgreichsten Jugoslawiens war.
 
Zuender:  Derzeit wird der Mainstream in der gesamten Region von Turbo-Folk bestimmt, einer Mischung aus Volkmusik, Schlager, Pop und Techno …

Rabrenović: … was mich sehr irritiert. Dieser Musikstil war im Serbien der 1990er Jahre der Soundtrack des Milosević-Regimes, der Soundtrack des Krieges. Den Menschen in Serbien wurde damals eine rosarote Welt vorgegaukelt. Lange Zeit wussten viele nicht, dass Bomben auf Sarajevo oder Dubrovnik fielen, denn im Fernsehen sah man nur halbnackte Turbo-Folk-Sängerinnen. Das war ein Teil von Milosevićs Strategie der Ablenkung. Heute gibt es in Sarajevo oder Dubrovnik Diskotheken, in denen die Leute die Lieder eben dieser Sängerinnen auswendig mitsingen. Was auch ein Sieg des Kommerzes ist, denn abgesehen vom politischen Beigeschmack ist Turbofolk einfach schlecht produzierte Musik mit billigen, kitschigen Texten.

Zuender: Spielt diese politische Dimension des Turbo-Folk keine Rolle mehr?

Rabrenović: Für viele junge Menschen ist diese Musik einfach nur ein guter Sound zum Feiern. In den kroatischen Medien ist die Rolle des Turbo-Folk aber nicht vergessen.  Die serbische Sängerin Ceca, die mit dem als Kriegsverbrecher angeklagten Željko „Arkan“ Ražnatović verheiratet war,  füllt dort zwar große Hallen, aber Fernsehen, Radio und Zeitungen schweigen dieses Phänomen einfach tot und veröffentlichen auch keine Veranstaltungshinweise.

Zuender: Sie sind in Belgrad aufgewachsen, leben seit 1991 in Deutschland. Wie sehen Sie die serbische Hauptstadt heute?

Rabrenović: Das ist nicht mehr meine Stadt, da leben heute andere Menschen als damals. Viele junge Menschen und Intellektuelle haben Belgrad den Rücken gekehrt, viele Flüchtlinge sind zugezogen. Unterwelt und halbgebildete Menschen spielen eine wesentliche Rolle in Medien und Politik. Heute arbeiten die serbischen Politiker gegen das eigene Volk, spielen mit Slogans wie „Kosovo, unser heiliges Land“, und die Menschen springen darauf an. Serbische Politiker kümmern sich seit 20 Jahren viel mehr um Territorien als um das Wohl des eigenen Volkes. Intellektuelle, die sich kritisch äußern, werden als Verräter oder Spione abgestempelt, denen man zudem noch unterstellt, für ihre Aussagen Geld von internationalen Organisationen zu kassieren.

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

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