Very German
„Oh nein, Deutsche“
Hitler, Weißwurst, 5000 Biersorten und 1200 Brauereien. Was Ausländer so über uns denken.
Von Natascha Heinrich
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Kristiansand, Norwegen.
Meine beste Freundin und ich sind mit dem Rucksack unterwegs. Die Fähre kam mitten in der Nacht an. Zum Schlafen haben wir uns am Bahnhof auf Bänke gelegt. Morgens weckte uns ein Schaffner. Auf mein "Guten Morgen" reagierte er mit "Oh nein, Deutsche." Den Kaffee, den ich ihm später vom Bäcker mitgebracht habe, nahm er widerwillig an. Irgendwann lächelte er und setzte sich zu uns. Zwei Stunden redeten wir über Touristen und Bier. Als ich ging, sagte er, "Schön zu wissen, dass es auch nette Deutsche gibt."
Chile.
Irgendwo in der Pampa steht am Rande einer staubigen Straße ein Holzschild mit einem Pfeil und der Aufschrift "Kuchen". Ich folge dem Pfeil und treffe auf ein kleines Haus mit Wellblechdach. Im Garten liegt eine Kuh im Schatten einer Weide, weiße Wäsche hebt sich klar vom grün der Bäume ab. Eine alte Frau in weitem Rock kommt die Treppe vorm Haus hinunter, lächelt und fragt "Hitler?" Ich erstarre, grinse, sage "Alemana". "Si. Si. Hitler", sagt sie noch einmal, verschwindet im Haus und bringt mir den "Kuchen“.
Westukraine.
Ich bin mit einer Gruppe europäischer Studenten an Schulen unterwegs, um mit den Schülern über ihr Europabild und ihre Stereotype zu reden. Sie erzählen mir, was sie von Deutschland wissen: Es gibt über 1200 Brauereien und etwa 5000 Biersorten, die Deutschen lieben Weißwurst und fahren alle Mercedes. Ich sacke zusammen und frage mich, ob der Tag ausreicht, um das klarzustellen.
Bishkek, Hauptstadt von Kirgisien.
Ich bin am Busterminal, um eine Mitfahrgelegenheit ins Landesinnere zu finden. Immer wieder sehe ich alte VW-Busse, einfarbig, rot, blau, grün oder gelb. Lustig anzusehen, weil sonst ringsherum nichts an Deutschland erinnert und auch nicht besonders farbenfroh wirkt. Ich frage einen der Fahrer, warum diese Busse hier sind. Er: "Oh, Alemanii, good car, good car!"
Peru.
Ein überfüllter Bus voller dicker, schwitzender Menschen, dazwischen Schweine und Geflügelkäfige. Ich bin die einzige Weiße zwischen bunt gekleideten Indiofamilien. Kurz fühle ich mich unwohl, zig Augenpaare ruhen auf mir. Kinder schauen neugierig. Als ich lächle, kommen sie schüchtern zu mir, fragen wo meine Kinder seien und warum ich so schlecht Spanisch spräche. Ihre Mütter werden weich, bieten mir Süßigkeiten an. Den nächsten Abend verbringe ich bei Juana und ihrer Familie und fühle mich zum ersten Mal in vier Monaten nicht einsam.
Chile.
Irgendwo in der Pampa steht am Rande einer staubigen Straße ein Holzschild mit einem Pfeil und der Aufschrift "Kuchen". Ich folge dem Pfeil und treffe auf ein kleines Haus mit Wellblechdach. Im Garten liegt eine Kuh im Schatten einer Weide, weiße Wäsche hebt sich klar vom grün der Bäume ab. Eine alte Frau in weitem Rock kommt die Treppe vorm Haus hinunter, lächelt und fragt "Hitler?" Ich erstarre, grinse, sage "Alemana". "Si. Si. Hitler", sagt sie noch einmal, verschwindet im Haus und bringt mir den "Kuchen“.
Westukraine.
Ich bin mit einer Gruppe europäischer Studenten an Schulen unterwegs, um mit den Schülern über ihr Europabild und ihre Stereotype zu reden. Sie erzählen mir, was sie von Deutschland wissen: Es gibt über 1200 Brauereien und etwa 5000 Biersorten, die Deutschen lieben Weißwurst und fahren alle Mercedes. Ich sacke zusammen und frage mich, ob der Tag ausreicht, um das klarzustellen.
Bishkek, Hauptstadt von Kirgisien.
Ich bin am Busterminal, um eine Mitfahrgelegenheit ins Landesinnere zu finden. Immer wieder sehe ich alte VW-Busse, einfarbig, rot, blau, grün oder gelb. Lustig anzusehen, weil sonst ringsherum nichts an Deutschland erinnert und auch nicht besonders farbenfroh wirkt. Ich frage einen der Fahrer, warum diese Busse hier sind. Er: "Oh, Alemanii, good car, good car!"
Peru.
Ein überfüllter Bus voller dicker, schwitzender Menschen, dazwischen Schweine und Geflügelkäfige. Ich bin die einzige Weiße zwischen bunt gekleideten Indiofamilien. Kurz fühle ich mich unwohl, zig Augenpaare ruhen auf mir. Kinder schauen neugierig. Als ich lächle, kommen sie schüchtern zu mir, fragen wo meine Kinder seien und warum ich so schlecht Spanisch spräche. Ihre Mütter werden weich, bieten mir Süßigkeiten an. Den nächsten Abend verbringe ich bei Juana und ihrer Familie und fühle mich zum ersten Mal in vier Monaten nicht einsam.
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Der zweite Weltkrieg liegt jetzt schon eine Weile zurück. Und seit 9/11 haben die Araber uns den Rang als Welt-Ober-Bösewichte wieder abgelaufen. Trotzdem machen wir als Deutsche im Ausland immer noch interessante Erfahrungen.
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