Eigentlich ist es unmöglich, was du da rappst. Als Frau kann man Dich nicht gut finden, wenn man Deine Texte ernst nimmt.
Klar kann man (lacht). Früher habe ich mir darüber ehrlich gesagt keinen Kopf gemacht. Zwischen 1996 und 1998 haben sich meine Texte wirklich nicht um viel mehr gedreht als Ficken und Fäkalsprache. Aber das hat sich ja geändert. Ich war nie ein Frauenhasser – meine Beats werden von einer Frau produziert! Gegen Schwule habe ich auch nie etwas gehabt. Ich wollte damals schocken und mich von dem restlichen Zeug abheben. Heute schreibe ich auch noch Sachen, die provozieren und benutze Wörter, die nicht einwandfrei sind. Ich kann Außenstehenden nicht erklären, wie sie diese expliziten Texte verstehen sollen. Ich kann nur sagen, dass ich mehr bin als das. Das ist Entertainment. Nicht mehr und nicht weniger.
Mit deinem Lebenslauf hätten sich auch andere Themen angeboten
… und meine Eltern hätten es bestimmt cool gefunden, wenn ich über Politik gerappt hätte. Aber sie wussten, dass ich dafür nicht der Typ bin und es mir auch nicht einreden lasse. Meine Mutter hat sich auch aufgeregt, weil ich schlecht in der Schule war, obwohl ich intelligent genug gewesen wäre, um mein Abi zu machen. Aber ich habe es nie ausgehalten irgendwelcher Soße zuzuhören, die nichts mit meinem Leben zu tun hat. Deswegen gab es dann schlechte Noten. Die türkischen Mädchen waren bei uns immer die Klassenbesten, obwohl sie am wenigsten deutsch gesprochen haben. Sie haben alles auswendig gelernt: Verben, Nomen, Komma, Punkte. Bei Aufsätzen habe ich sie in Grund und Boden geschrieben – es war nur immer fast alles falsch. Ganz ehrlich: Diesen Grammatikquatsch beherrsche ich bis heute nicht. Ich schreibe alles klein. Wie man etwas schreibt ist doch nicht der Punkt. Was man schreibt ist viel wichtiger.
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Liest du gern?
Selten. Charles Bukowski habe ich geliebt. Und Effie Briest habe ich mir reingezogen. Wir waren damals auf einem Zivilehrgang und in dem Gebäude, in dem wir untergebracht waren, gab es eine Bibliothek. Ich wollte irgendetwas lesen, was mir was bringen könnte, bin zur Bibliothekarin gegangen und habe gefragt: "Was lesen denn Gymnasiasten?" Sie meinte, Effie Briest wäre Standard und ich sagte: "Geben Sie mir das!" Das bekloppte ist, dass alle Gymnasiasten dieses Buch gehasst haben, weil sie gezwungen wurden, dieses ganze sozialhistorische Zeug da rein zu interpretieren. Mir konnte das egal sein und deswegen hatte ich Spaß damit.
Im Lied "Der beste Tag meines Lebens" sagst du: "Sei nett und bescheiden, korrekt und fleißig und du kannst alles erreichen." Fühlst du dich verantwortlich?
Diesen Track habe ich für die Kids gemacht. Ich wollte ihnen etwas Schönes mitgeben, wenn sie nach dem Konzert nach Hause gehen. Wenn sich nur ein Prozent Gedanken darüber macht, ist das schon cool. Vor vier Tagen ist ein Junge im Zug auf mich zu gekommen und hat sich für das Lied bedankt. Er meinte, er hätte gerade eine Drogentherapie gemacht. Der Track hat ihm geholfen. Das fand ich schön.