Jugend in der DDR

Sex?

Peter M. Buhr

1988 hatte ich keinen Sex. Mit Soldaten ließ sich kein anständiges Mädchen ein – und die Unanständigen haben sich an die Säufer gehalten. Etwas früher war ich in einem Mädcheninternat in Köthen. 150 Mädels zwischen 16 und 18 – und wir fünf Jungs. Ich war das erste Jahr unsterblich und platonisch verliebt. Danach auch, aber ich nahm von weniger angebeteten Frauen deutlich mehr als nur Küsse. Den Hausrekord habe ich nie gebrochen, ich war wie immer Mittelklasse. Im Keller des Internats gab es das berühmte ‚Rote Sofa’; eine Disko brauchte es da nicht.

Peter M. Buhr, Webmaster der ZEIT, wuchs in Berlin auf. 1988 war er Soldat in der Nationalen Volksarmee.

Ich hatte Freunde, die es wirklich wild trieben – aber ich war einfach zu dämlich. Also zu anständig. Ich wollte immer erst Liebe, dann Sex. Das hat sich dann erst geändert, als mir eine doppelt so alte Kollegin die ostdeutsche Version des Kamasutra nahebrachte. Aber das ist eine andere Geschichte.

Ich glaube, dass die ostdeutschen Frauen mit der Wende viel von ihrer Gleichberechtigung und Freiheit verloren haben Es gab keine materielle Abhängigkeit vom Mann, alleinstehend zu sein war kein Makel und FKK war normal. Der Westen ist unglaublich prüde, wenn man von Ventilen wie St.Pauli absieht – aber wer nichts anderes kennt, merkt das nicht. Free Love!

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Zuender hat drei Zeitzeugen über ihre Jugend in der DDR befragt: Wie war das 1988? Hier geht es zur Übersicht

46 / 2006
ZEIT ONLINE