Rechtsbelehrung
Pop für alle
TEIL 2
In diese Kerbe schlägt Yahoo mit seinem Simpson-Angebot. "Kunden und Anbieter profitieren gleichermaßen. Denn für Unternehmen wie Yahoo ist es sehr teuer, DRM in ihr System einzubauen", erklärt Rogers in seinem Blog. Sein Hauptargument aber: Zu restriktive und vor allem inkompatible Schutzsysteme verschrecken die Kunden. Seiner Einschätzung nach könnten kommerzielle Downloadangebote viel erfolgreicher sein, wenn sie nur auf Rechtemanagement verzichteten. Damit schiebt er den Schwarzen Peter den großen Plattenlabels zu, die ohne DRM den Händlern im Internet ihre Musik nicht zur Verfügung stellen.
Auch Yahoo kann deswegen nicht einfach aus allen seinen Liedern den DRM-Code entfernen. Unter den knapp 1.000.000 Liedern, die Yahoo anbietet, ist "A Public Affair" von Jessica Simpson bisher das einzige ohne DRM. Will Yahoo sich nun dauerhaft auf die Seite der DRM-Gegner schlagen, oder ist die Kampagne nur Marketing für einen durchschnittlichen Popsong und das eigene Musikportal?
Joachim Jakobs ist verhalten optimistisch. Der Sprecher der
Free Software Foundation Europe (FSFE)
sagt: "Grundsätzlich ist so eine Initiative toll. Aber ob das für nachhaltige Politik steht oder eine Eintagsfliege ist, wird sich erst zeigen müssen." Die FSF setzt sich seit 2001 für freie Software und freies Wissen ein. "Frei ist dabei nicht gleich kostenlos", betont Jacobs. "Wir fordern aber, dass der Nutzer mit einem gekauften Produkt – sei es nun Musik oder ein Computerprogramm – machen kann, was er will und nicht an willkürliche Beschränkungen der Verkäufer gebunden ist."
Dass das funktionieren kann, zeigt der Erfolg von
Emusic
. Der US-Anbieter arbeitet nur mit Independent-Labels zusammen und bietet deren Lieder ohne DRM im Abo an. Für 12.99 Dollar im Monat kann man sich beispielsweise 40 Lieder ziehen, ohne sich weiter Gedanken um Kompatibilität und Kopierschutz machen zu müssen. Kundenbindung schafft der Anbieter vor allem mit einem ausgeklügelten Bewertungs- und Empfehlungssystem, das die Vorlieben der Nutzer speichert und ihnen entsprechende Musikempfehlungen macht. Allerdings sucht man die meisten Charterfolge hier vergeblich.
Wer also nach legalen Downloads von Britney Spears und Co. sucht, kommt um DRM nicht herum. Zumindest in nächster Zeit wird daran auch der Testballon von Yahoo nichts ändern. So lange müssen Nutzer sich wohl damit herumärgern, dass auch die Anbieter selbst nicht so genau wissen, was sie wollen. Denn wer sich zum Beispiel eine Audio-CD mit bei iTunes gekauften Liedern brennt, kann die Software bei einem Verstoß gegen die eigenen Nutzungsbestimmungen ertappen: Beim erneuten Einlegen in das Laufwerk bietet iTunes an, die Stücke noch einmal auf den Computer zu kopieren – DRM-frei. Höchste Zeit, dass da mal jemand für Klarheit sorgt. Ob Apple, Yahoo oder der Sheriff von Nottingham, ist eigentlich egal.
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