Denkhilfen
Happy Birthday, Mogelkiste!
Der erste Heimcomputer von IBM wird heute 25. Das ist schön. Zum 25. Geburtstag des PC kommen wir allerdings vier Jahre zu spät.
Von Chris Köver
Diese Woche also wird quer durch die
Zeitungen
, netzauf, netzab und über jeden Sender ein Vierteljahrhundert PC gefeiert. So ein Jubiläum passt immer gut. Computer-Nostalgie ist gerade schick, und an dem Thema lassen sich prima Bildergalerien, Erfahrungsberichte und Artikel aufhängen.
Genaugenommen feiern wir aber den Geburtstag des
IBM 5150 PC
. Denn der kam am 12. August 1981 auf den Markt. Das Bedauerliche daran: Dieser, aus heutiger Perspektive anrührend klotzige Schuhkarton war gar nicht der erste PC. Zumindest ist dies in Fach- und Nerd-Kreisen, gelinde gesagt, umstritten. Im allgemeinen Jubiläums-Jubel scheint diese Tatsache bloß irgendwie untergegangen zu sein.
Wahr ist: Der IBM PC hat den Rechner-Markt ganz schön auf den Kopf gestellt. Noch wenige Jahre vorher waren Computer etwas für Tüftler, Wissenschaftler und Ingenieure gewesen. Sie füllten halbe Räume oder mussten in monatelanger Heimbastelarbeit aus
Bausätzen
zusammengefummelt werden. Der 5150 war dagegen industriell hergestellt, transportabel, leicht zu bedienen, mit einem
Betriebssystem
und
Software
ausgestattet und – mit einem Preis von damals $1,565 – auch für Mittelklasse-Familien bezahlbar. Er war ein Computer für Jedermann. Ein "personal computer" eben.
Nur der erste war er nicht. Bereits 1977 brachten der ehemalige Atari-Mitarbeiter Steve Jobs und der Bastler Steve Wozniak mit ihrer damals blutjunge Softwarefirma Apple den
Apple II
auf den Markt. Während
wahre Nerds
den ersten PC bereits in den 50ern verorten, gibt es sehr gute Argumente dafür, diesen Rechner für den ersten "personal computer" zu halten. Was der IBM PC hatte, hatte schon der Apple II: Er war klein, preiswert, kam gebrauchsfertig aus der Packung und konnte von jedem bedient werden. Und er hatte mit der Tabellenkalkulation
"VisiCalc"
eine eigene "Killer Application" – also ein Programm, das so nützlich und beliebt ist, dass es die Technologie selbst zu einem Erfolg macht. VisiCalc war in den Büros der 80er der Renner – und so wurde es der Apple II auch. Bis Mitte der 80er hat er sich über 2.000.000 Mal verkauft. Einen PC, der sowohl in Haushalten als auch in Büros weit verbreitet war, gab es also schon 4 Jahre vor dem 5150. Und er war so erfolgreich, dass er für IBM überhaupt erst den Anreiz schuf, sich diesen Markt ebenfalls vorzuknöpfen.
Fragt sich nur, wie sowas einfach unter den Tisch fallen kann. Mag sein, weil Apple so wenig Getöse um das genaue Erscheinungsdatum seines Apple II macht: Während der IBM 5150 wirkungsvoll an einen Tag - eben den 12. August 1981 - gekoppelt ist, erschien der Apple II immer einfach nur 1977. Vielleicht hätten Jobs und Wozniak auch bloß dick "PC" auf ihren Rechner draufschreiben sollen. Im Nachhinein waren beide Versäumnisse jedenfalls gravierende PR-Fehler. Oder erinnert sich jemand daran, dass es im Jahr 2002 schon einmal Feierlichkeiten zum 25. Geburtstag des PC gegeben hätte?
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