//Zitate-Blog//

Zitat des Tages

Es wird viel gesagt, wenn der Tag lang ist. Und es gibt viele lange Tage »

 

//Kochblog//

Rezeptor

Unser Topf soll schöner werden? Das Zuender-Kochblog hilft »

 

//Spielen//

Wir wollen Spaß

Kommt ins Bälleparadies – alle Spiele vom Zuender gibt es hier »

 

//Newsletter//

Post von Zuenders

Was gibt es neues aus der Redaktion? Unser Newsletter informiert Dich an jedem ersten Donnerstag im Monat. Hier anmelden »

 
////
Seiten: 1 | 2 | 3 »

Interview

„Kinshasa vibriert“

Was geht in der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo? Auf jeden Fall mehr als Bundeswehreinsatz und Wahlen. Die Künstlerin Tina Clausmeyer und die Architektin Sabine Müller waren dort.

Am vergangenen Sonntag wurde in der Demokratischen Republik Kongo zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten frei gewählt. In der Hauptstadt Kinshasa sind 320 Bundeswehr-Soldaten als Teil einer 1.000 Mann starken EU-Truppe stationiert, um diesen Prozess abzusichern. Auch die Architektin Sabine Müller und die Künstlerin Tina Clausmeyer waren im Kongo unterwegs, allerdings in ganz anderer Mission. Für das interdisziplinäre Forschungsprojekt BRAKIN untersuchten sie 2005 den städtischen Alltag in Kinshasa und der Schwesterstadt Brazzaville am gegenüberliegenden Flussufer.

"Der Fluss ist die Brücke"- Eine Bildergalerie zum Leben am Kongo

Gang über den Lisala Market in Kinshasa (Stadtteil Kasa Vubu) - Ausschnitt aus dem Video "Lisala Market" von Dirk Pauwel

Kinshasa und auch Brazzaville stehen im Fokus der internationalen Aufmerksamkeit. Wie informiert man sich denn umgekehrt aus Kinshasa oder Brazzaville heraus über die Welt?

Sabine Müller: Mir schienen die Menschen dort zum Teil sehr gut informiert zu sein. Ich glaube, dass das in erster Linie übers Fernsehen passiert. Es gibt zwar nicht viele Apparate, dafür sitzt aber die gesamte Nachbarschaft davor. Das Fernsehen ist wie ein Magnet. 2005, als wir dort waren, hat die ganze Straße gemeinsam die Champions League geguckt.

Welche Rolle spielen Zeitungen?

Tina Clausmeyer: Ausländische Zeitungen gibt es nur wenige. Auf der Straße werden veraltete Zeitschriften aus dem Ausland angeboten. Die lokalen Zeitungen erscheinen sehr unregelmäßig, etwa alle drei Tage. Eine frische Zeitung wird an Wäscheleinen öffentlich aufgehangen und ist so für alle zu lesen. In Brazzaville gab es außerdem ausländische Zeitungen in den Kulturinstituten. Die waren vollkommen überfüllt, weil alle dorthin gingen, um sich zu informieren.

S.M.: Eine sehr wichtige Informationsquelle ist auch das so genannte „Radio Trottoir“, die Mundpropaganda. Wenn jemand etwas Wichtiges sagt, weiß das innerhalb einer Stunde das ganze Viertel. Uns sind auf unseren Gängen durch die Stadt häufig Leute begegnet, die genau wussten, wer wir waren, wo wir wohnten und teilweise sogar das Projekt kannten.

Und das Internet?

Das kommt erst langsam. Die Internetzugänge sind an das schlecht funktionierende Telefonnetz gebunden. Sie sind daher auf sehr wenige Stellen in der Stadt beschränkt. Nach Internetcafes muss man schon suchen. Außerdem sind sie für die Einheimischen sehr teuer. Ein Mobiltelefon hat dagegen jeder.

Wie kommt das?

Es gab letztes Jahr im ganzen Kongo 2,5 Mio. Mobiltelefon-Nutzer. Das ist sehr viel, wenn man sich vorstellt, dass es nur ca. 15.000 Festnetzanschlüsse gibt. Wer ein Handy hat, ist nicht mehr auf die Telefonleitungen angewiesen. Private Unternehmen stellen Antennen auf angemieteten Grundstücken auf. In einem Land, in dem es kaum staatliche infrastrukturelle Maßnahmen gibt, war das Handy auf einmal das einzige funktionierende Kommunikationsmittel. Das erklärt diesen Flächenbrand.

Für eure Projekt-Recherchen seid ihr hauptsächlich zu Fuß durch die Stadt gegangen. Wie haben die Menschen auf euch reagiert?

T.C.: Es gibt dort eigentlich keine Weißen auf der Strasse. Dementsprechend erstaunlich und unverständlich war es für die einheimische Bevölkerung, dass wir zu Fuß in der Stadt unterwegs waren.

S.M.: Die Reaktionen waren dann sehr unterschiedlich. In bestimmten Gegenden am Rande der Stadt hatten die Leute noch nie Weiße gesehen. Dort wurden wir häufig für Chinesen gehalten und mit ‚Ni Hau’ (Hallo) angesprochen. Wir wurden auch oft gefragt, wann denn die versprochene Strasse gebaut werde. Weiße werden automatisch für Ingenieure oder Missionare gehalten.

Wie ist das Bild von Deutschland oder den Deutschen?

S.M.: Nach unserer Erfahrung sind die Deutschen im Kongo recht angesehen, besonders im Unterschied zu den Franzosen und Belgiern, den unbeliebten ehemaligen Kolonialherren. Es gibt aber einen Generationenunterschied: Die Jugendlichen reagieren generell stärker ablehnend, während die Älteren sich eher beschweren: ‚Wieso habt ihr uns damals im Stich gelassen?’ Sie verbinden mit der Kolonialzeit noch Fortschritt, Wohlstand und Disziplin. Damals war auch die Polizei und die Armee noch das, was wir darunter verstehen. Die jungen Leute hingegen kennen – zumindest in Kinshasa – nur einen Staat, in dem nie in die Infrastruktur oder die Menschen investiert wurde. Sie haben verinnerlicht, dass die Ausländer hier sind, um sie auszubeuten. Dass ihre einzige Chance darin besteht, selbst nach Europa zu kommen.

Ist das nur ein Generationenunterschied oder gibt es da auch Unterschiede je nach Bildung und sozialer Schicht?

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

//  Startseite //  // Politik // Kultur // Leben // Schwerpunkte // Bildergalerien //  // Adam Green // Redaktionsblog // Rezeptor // Markus Kavka // Selim Oezdogan // Sonntagstexte //  // Zitat des Tages // Spiele //  //
//  IMPRESSUM //

 

ZUM SEITENANFANG