Klar. Für mein Gefühl ist Graffiti noch ein bisschen ehrlicher. Graffiti-Writing sagt ganz offen Ich habe keine Aussage. Ich kommuniziere im öffentlichen Raum, aber mir ist eigentlich egal, ob die anderen das verstehen. Das ist ein cooler Style. Manchmal ist es auch gut, dass Graffiti so codiert ist, das man es gar nicht versteht. Da wird ein gewisses Niveau allein durch die Codierung geschaffen. Street Art ist da geöffneter, man will halt mit allen kommunizieren. Eine Faust kann jeder verstehen. Viele Street-Art-Künstler betonen natürlich auch eher den ästhetischen Aspekt. Die Grenzen zum Graffiti sind aber oft fließend.
Diese Gegeneinandersetzung von beidem, der Battle-Charakter ist nervig: Street Art ist cool, Graffiti nur was für Kinder...
... oder Graffiti ist Vandalismus, aber Street-Art ist Kunst.
Genau, dabei ist die Sachbeschädigung genau die gleiche, Graffiti kann sogar noch ein bisschen softer sein. Aber die Sprühdose ist immer das Teufelswerkzeug. Ich bin auf jeden Fall gegen diese Verteufelung. Bei solchen Gelegenheiten betone ich immer gerne, dass ich Graffiti-Sprüher bin. Mein Herz ist nach wie vor Graffiti.
Aber es gibt auch spannende Street-Art-Leute, von denen wir einige im Programm haben.
Hast du Favoriten oder Programm-Empfehlungen?
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Die beste Empfehlung wäre, so viel wie möglich zu gucken. Man soll sich ein gutes und breites Bild machen können. Zu meinen Favoriten gehören
Inside Outside
und
Next A Primer on Urban Painting
, zwei sehr gute Dokumentationen, die sich fast nur mit Street Art beschäftigen. Beide sind visuell und inhaltlich stark, während es bei manchen Filmen schon ne krasse Differenz zwischen Inhalt und Optik gibt.
Bomb the System
ist auf jeden auch Fall sehenswert, schon allein, weil der so sicher nicht wieder nach Deutschland kommt. Das ist ein Film von Adam B. Lough aus New York, richtig groß produziert und auf 35mm gedreht, also Spielfilmformat. Den zeigen wir als Blockbuster-Battle gegen
Wholetrain
, den Film von Florian Gaag, der in Deutschland demnächst regulär in die Kinos kommt. Das ist auch eine richtig fette Produktion, für unsere Verhältnisse mit enorm viel Geld dahinter. Adam und Florian kennen sich nicht, haben aber an derselben Uni in New York studiert und zwei ganz ähnliche Filme gedreht. Jetzt kommen beide zu unserem Festival, wo sie das erste Mal gegenseitig ihre Filme sehen werden. Das ist auf jeden Fall auch so ein Thrill für uns, auf dem Festival Leute zusammenzubringen.
Wie seid ihr eigentlich an die ganzen Filme gekommen?
Zum großen Teil über eine offensive Akquise. Viele von den Filmemachern kennen wir und sprechen sie direkt an. Ein eher kleinerer Anteil kommt einfach so über die Webseite rein, über das reguläre Anmeldeformular.