Nach einer halben Stunde sind wir fast da. Antonio kann nicht bis ans Ufer fahren, denn es ist Ebbe. Hundet Meter vom Strand entfernt lässt er mich aussteigen, er muss mir versprechen, mich um fünf Uhr wieder abzuholen. Vorsichtshalber bezahle ich ihn noch nicht. Ich raffe meinen Rock, packe meinen Rucksack und stakse zum Ufer. Pass auf die Seeigel auf, ruft mein Kapitän noch. Tut weh, wenn du reintrittst. So habe ich mir die Ankunft im Paradies nicht vorgesellt.
Am Strand liegen einige Bankas, die Menschen hier leben hauptsächlich vom Fischen. Nackte Kinder spielen im flachen Wasser und staunen mich an. Eine Frau mit blonden Haaren sehen sie nicht oft, und noch seltener eine mit Babykugelbauch. Am Strand sitzt ein Junge und öffnet mit einem Messer Muscheln, das Fleisch packt er in Streichholzschachteln. Langeweile oder Business?
Sonst ist niemand zu sehen, es ist Mittagszeit, eine Zeit, zu der Filippinos schlafen, das scheint im Paradies nicht anders zu sein. Ich beschließe, einmal um die Insel herumzulaufen, im Uhrzeigersinn.
Nach zehn Minuten treffe ich eine Gruppe Männer und Frauen, die unter Palmen ein Feuer machen. Über dem Feuer braten sie Fisch, in einem Topf köchelt Reis. Hallo, begrüße ich sie. Wohnt ihr hier?
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Nein, antwortet eine Frau, wir kommen nur zum Fischen hierher. Vor Mantigue gibt es den besten Fisch, das lohnt sich. Wenn ich einen echten Einwohner treffe, werde ich ihn fragen, was er davon hält.
Ich spaziere weiter. Der Strand ist leer bis auf Muscheln, im Landesinneren, oder eher Inselinneren, wachsen Kokosnusspalmen zwischen Bambushütten. Nach fünf weiteren Minuten sehe ich in einiger Entfernung die Stelle, an der ich angekommen bin. Ich habe die Insel fast umrundet und noch ist nichts passiert. Jetzt sind einige Hütten am Strand zu sehen. Ich habe Durst. Ob es hier einen Kiosk gibt? Sicher nicht, aber fragen kostet auch hier nichts. Das erste Haus ist gleich ein Kiosk. Unglaublich. Vor dem Insel-Kiosk sitzt eine Frau und laust einem Mädchen die Haare. Als sie mich sieht, springt sie auf, spurtet in die Hütte und taucht im Kiosk auf. Wasser ist ausverkauft, erklärt sie mir. Aber Softdrinks und Bier gibt es. Für Bier bin ich zu schwanger, also entscheide ich mich für Tru Orange, die philippinische Fanta, die alles enthält außer echten Orangen. Ich spaziere zwischen den Hütten herum und schaue mich um. Aus einer Hütte dringt lautes Schnarchen, tief und regelmäßig. Um diese Uhrzeit scheint nicht viel los zu sein. In der nächsten Hütte sitzen Menschen - vielleicht eine Familie - auf dem Boden und spielen Karten. Sie lachen mich an und fragen, ob ich mitspielen möchte. Später vielleicht, rufe ich. Niemand scheint überrascht, dass ich hier bin. Aus der dritten Hütte winkt mir ein Mädchen freundlich zu. Ich schlendere wieder Richtung Strand und sehe eine überdachte Bank. Drei Männer sitzen dort, zurückgelehnt lassen sie sich die Sonne auf die nackten Bäuche scheinen. Ich nehme Blickkontakt auf und setze mich zu ihnen.