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Mutismus

Nicole will nicht länger schweigen

TEIL 2

Wir sitzen in der Praxis des Kölner Sprachtherapeuten Boris Hartmann (42). Den kennt Nicole, seit August 2005 ist sie bei ihm in Behandlung. Mich aber kennt Nicole nicht. Seit ich im Raum bin, ist das vertraute Therapiezimmer mit einem Schlag wieder fremd geworden. Trotzdem hat Nicole sich bereit erklärt für unsere Geschichte. Ein Schritt, der Löwenmut erfordert. Schon beim Hereinkommen zieht Nicole die Angst wie eine unsichtbare Schleppe hinter sich her, die all ihre Bewegungen verlangsamt. Wie in Zeitlupe hat die 26-Jährige eben die Türklinke niedergedrückt, ist zögernd in den Raum getappt, die Augen geheftet an Hartmann.

Der bleibt entspannt. „Sie würden es nicht glauben, wenn Nicole gleich wieder zurückfährt nach Duisburg: Ich bin mir sicher, dass sie dann ganz unbefangen mit ihrer Oma plaudern wird.“ Bei der 75-jährigen Frau lebt Nicole, seit sie auf der Welt ist, ebenso wie bei ihrem Opa (74). Ihre Mutter starb nach Nicoles Geburt an Nierenversagen. Ihr Vater, ein Staplerfahrer aus Duisburg, kümmerte sich nicht um seine Tochter, auch heute mit 59 Jahren nicht. Schon im Kindergarten war Nicole in sich gekehrt, in der Grundschule dann so still, dass eine Lehrerin ihre Oma alarmierte. Es gab zwei kurze Therapieansätze im Schulalter, die im Sande verliefen, den Mutismus bestenfalls streiften. Eine Zeit der Zurückgezogenheit folgte. Auch was soziale Kontakte betraf. Wie oft warst du auf Kindergeburtstagen? „Nicht oft“, das Mädchen spricht dünn und leise. Schickt kurze, knappe Antworten über die Lippen, viele bestehen nur aus einem Wort, angeschoben von einem Räuspern. Auf Geburtstagsfeiern war Nicole ebenso wenig, wie auf anderen Partys, sie wurde nicht eingeladen, „die... wussten ja... dass ich... von alleine... nicht komme...“

„Ich habe eingehalten, bis ich wieder zu Hause war“

Die Schule, Hauptschule, danach Handelsschule, hat Nicole vor acht Jahren abgebrochen. Ohne Abschluss. Warum? Schweigen wie Blei, dann ein Ruck, ein Räuspern, „...zu schwer“, das Mädchen hebt die Schultern. Aber nein, Nicole war nicht etwa zu dumm. Die Noten waren schlecht, weil sie nicht am Unterricht teilnahm, „... nur... wenn die... mich drangenommen... haben“. Sich von selber zu melden, das hatte so Angst gemacht. Also hat Nicole ihren Großeltern lieber in Haushalt und Garten geholfen. Acht lange Jahre alleine in ihrer Welt, die sich von den Interessen her nicht unterscheidet von der anderer junger Mädchen. Musik von HIM hören, „Right Here In My Arms“ ist ihr Lieblingssong. Oder lesen, „Die weiße Massai“, ihr Lieblingsbuch von Corinne Hofmann. Kleine Fluchten aus einem Alltag, den Nicole von selber nicht bewältigen kann.

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

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