Interview
Der Staat ist kein Dämon
TEIL 3
In Deutschland macht ihr aber nicht plusminus null...
Jean: Nee, da machen wir ein leichtes Minus. (lachen)
Mark: Das Konzertgeschäft ist zum Glück relativ krisensicher. Gerade
wenn man sich klarmacht, dass unsere Alben auch viel gebrannt werden.
Für junge Bands ist das ein echtes Problem. Es ist dramatisch, wenn die
Labels Bands rausschmeißen, weil sie deswegen nichts verkaufen. Darum
finde ich es nur gerechtfertigt, dass Bands, die im Livesektor kreativ
sind, da auch ein paar Mark mitverdienen.
Aber profitieren nicht auch viele unbekannte Bands durch das Musiktauschen?
Jean: Natürlich. Wir haben in Süddeutschland gespielt, bevor es eine
Platte von uns gab. Viele kannten Titel wie "Ist das so", die nur in
Netztauschbörsen zu kriegen waren. Wenn eine junge Band nichts
verkauft, aber zwanzigtausend Mal heruntergeladen wurde, füllt die
natürlich auch Konzerthallen.
Mark: Die gängigen Verträge, die jungen Bands heute angeboten werden, sind auch so angelegt, dass sie nicht 85 Prozent der Konzerteinnahmen an die Plattenfirmen abtreten müssen.
Jean: Wobei die Plattenfirmen mittlerweile anfangen, bei Merchandising und Ticketverkäufen ihr Geld reinzuholen.
Ist euer drittes Album schon in Sicht?
Mark: Wir sitzen gerade an neuen Songs. Wir haben aber beschlossen, dass wir erstmal das vierte schreiben. (kichert)
Und was passiert, wenn euch beim nächsten Album der kommerzielle Erfolg verlässt?
Jean: Dann haben wir ne Superzeit gehabt. Wirklich. Keiner von uns hat Angst davor, nicht mehr erfolgreich zu sein. Angst macht mir eher, dass uns irgendwann einfach nichts mehr einfällt. Dass wir nach vier Alben im Studio sitzen und nur noch Sachen bringen, die wir vor drei Jahren schon gemacht haben.
Mark: Es hat uns geholfen, dass wir nicht mehr die Jüngsten waren, als
es losging. Wir haben vorher schon ein Leben geführt. Das menschliche
Feedback, das wir alle vorher bekommen haben, ist wichtig. Jemand, der
Popstar ist, seit er 16 ist, hat es da schwerer als wir. Wir würden auf
den Füßen landen, sollte es irgendwann vorbei sein.
Sehnt ihr euch manchmal nach einem normalen Studentenleben, abseits der Öffentlichkeit, mit Job in der Kneipe?
Jean: So öffentlich sind wir ja nicht. Wir können alle ein normales Leben führen und wohnen noch in unsereren alten Wohnungen.
Ihr werdet nicht auf der Straße erkannt?
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