Interview
Der Staat ist kein Dämon
TEIL 4
Mark: Selten, und wenn, dann ist das eigentlich immer nett.
Jean: Ich empfinde das auch immer noch als Kompliment an die Band. Den Keyboarder und den Gitarristen zu erkennen, zeugt davon, dass sich jemand mit der Band auseinandergesetzt hat und nicht nur das Frontgesicht kennt.
Ihr habt Fans, die euch zu Konzerten hinterher reisen - was haltet Ihr davon?
Mark: Auch das ist ein Kompliment. Wichtig ist nur, dass diese Menschen innerlich Abstand zur Sache halten. Ich will nicht, dass jemand ernsthafte Probleme bekommt, wenn wir mal aufhören. Das ist bei den Menschen, die uns hinterher reisen, aber nicht der Fall. Soweit wir sie kennen.
Ihr habt euch in diesem Jahr in vielen Bereichen politisch positioniert: Für den Schuldenerlass bei den ärmsten Staaten, gegen die Bush-Administration, gegen Studiengebühren, für die Befreiung Tibets, gegen das Hotel im Hamburger Schanzenpark. Wie stark werden politische Anstösse von eurem Publikum eigentlich wahrgenommen?
Jean: Unterschiedlich. Die Tibet-Initiative und "Ärzte ohne Grenzen", die wir auch öfter einladen, haben davon sehr profitiert.
Mark: Als wir uns gegen Studiengebühren positioniert haben, bekamen wir sofort zustimmende Mails. Etwas anderes war es bei der Initiative zur Verhinderung des Hotels im Hamburger Schanzenpark. Das war den Hamburgern offenbar nicht so wichtig.
Kann man sich zu oft politisch äußern? So, dass die Leute das irgendwann absorbieren?
Jean: Vielleicht. Natürlich engagieren wir uns viel. Nicht immer muss da gleich eine große Aktion hinter stecken, manchmal reicht schon ein Statement. Es gibt aber auch unfassbar viele Anliegen, die wir gerne unterstützen würden, aber nicht können, um uns nicht zu verzetteln.
Habt ihr eigentlich Weihnachtswünsche und Neujahrsvorsätze?
Jean: Ich würde gerne 'n schönes, neues Album machen.
Mark: Ich lass jetzt mal den Weltfrieden explizit außen vor. Den
wünscht sich ja jeder. Wenn du mich als Organismus fragst, wünsche ich
mir, dass ich gesund bleibe. Ich bin 31, das ist kein Alter, aber ich
realisiere gerade, dass Gesundheit kein Selbstverständnis ist. Auch,
dass meine Familie funktioniert, wünsche ich mir. Und natürlich ne
Segelyacht (lacht).