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Kavkas Elektrische Zahnbürsten

Ab zum Turnen

Es lässt sich nicht mehr verleugnen: Markus Kavka muss ins Fitnessstudio.

Im Profil sieht das langsam nicht mehr gut aus. Dabei ist der Spiegel schon schräg gestellt, so dass er größer und schlanker macht. Aber es ist, als würde der Spiegel sagen: "Du hast ´ne Form wie ein Fass. Geh mal turnen!" Von vorne ist es noch nicht wirklich wahrzunehmen, was aber nur der Tatsache geschuldet ist, dass mir meine Gene eher die Apfel- als die Birnenform beschert haben. .

Am Beginn eines Jahres ist dem Abnehm- und Fitnesswahn kaum zu entkommen. Alle sind sie dicker geworden um die Feiertage, und auch bei mir haben all die Enten, Gänse, Klöße und Plätzchen bei gleichzeitig kaum Bewegung ihre Spuren hinterlassen. In den letzten Jahren pflegte mir das am Arsch vorbei zu gehen, diesmal allerdings nehme ich besorgt zur Kenntnis, dass nicht nur fast alle meine Freunde turnen gehen, sondern auch alle Zeitungen und Magazine voll mit diesem Thema sind. Waren sie wahrscheinlich schon immer, aber offenbar bin ich dieses Jahr empfänglicher dafür als sonst. "Ja ja, mit 40 musst du langsam mal was machen! Der Lack ist ab! Von nix kommt nix!" – so schallt´s im Chor aus meinem Umfeld.

Dabei hasse ich Fitnessstudios wie die Pest. Es ist bestimmt schon 15 Jahre her, seit ich das letzte Mal eines von innen gesehen habe, und selbst damals checkte ich nur auf ärztliches Dekret hin für einen Monat dort ein, weil ich nach einer kleinen Rückenverletzung ein bisschen Reha machen musste. Meine Erinnerung an diese Zeit sind aufgepumpte Vollschwachmaten mit stinkenden Tennissocken und Riesenweiber in ´Uncle Sam´-Bauchfreikollektionen, dazu dudelte im Hintergrund der schlechteste Radiosender der Stadt. Nicht meine Welt. Aber jetzt muss ich da hin – sonst bin ich mit 60 tot oder sehe aus wie Rainer Calmund.

Mein größtes Problem ist, dass ich keine Orte außerhalb meiner eigenen vier Wände mag, an denen man sich nackig machen muss. Seit jeher meide ich Sauna, Solarium und Schwimmbad, vermutlich war ich deswegen auch noch nie im Puff.

Und jetzt Fitnessstudio. Argh! Etwa 6.000 gibt es davon in Deutschland, 5 Millionen Leute gehen in ihnen ein und aus. Im Januar sind die Neuanmeldungen Jahr für Jahr weit über dem Durchschnitt. Soll ich also bis zum Frühjahr mit der Anmeldung warten? Vielleicht habe ich bis dahin meinen Vorsatz wieder vergessen. Aber davon kommt die Figur auch nicht ins Reine. Einen Personal Trainer kann ich mir nicht leisten, außerdem muss man sich mit so jemanden ja unterhalten. Mag ich auch nicht.

Oft höre ich, wenn ich draußen unterwegs bin, den Satz: "Ich sehe dich immer im Gym!" – "Kann nicht sein, da gehe ich nie hin!", lautet dann stets meine Antwort. "Nee, ich mein im Fernseher über dem Laufband, da läuft MTV ohne Ton." Dieses Szenario brauche ich so dringend wie Durchfall: Ich, keuchend auf dem Laufband, über mir meine eigene Fresse und neben mir Leute, die wie ich denken, sie wären im falschen Film.

Es ist also ein harscher Vorsatz, den ich da 2008 umsetzen will. Aber ich habe keine andere Wahl. Den einzigen Sport, den ich liebe, nämlich Fußball, darf ich wegen meiner kaputten Beine nicht mehr machen. Also, ab ins Fitnessstudio! Weil: Wenn ich den Spiegel noch schräger stelle, fällt er um. Und ich mit ihm.

Ich melde mich da jetzt mal an. Wenn MTV da läuft, haue ich sofort wieder ab und mache stattdessen daheim jeden Tag 100 Liegestützen.

Nachtrag: Heute ist Freitag, der 11. Januar, 10.52 Uhr. Ich schrieb den obigen Text am Nachmittag des 10. Januar. Am Abend holte ich meine Freundin von der Arbeit ab. In dem Gebäude befindet sich auch ein Fitnessstudio. Seit gestern, 20.37 Uhr, bin ich für 12 Monate Mitglied. Die waren nett da. Auf den ersten und auch den zweiten Blick hingen dort keine Arschlöcher rum. Musik hab ich gar keine gehört. MTV lief auch nicht.

Es ist fast ein bisschen so, als hätte ich mich förmlich durch die gestrigen Zeilen ins Gymnastikstudio hineingeschrieben. Die Kolumne als aktive, angewandte Lebens- und Entscheidungshilfe. Sachen gibt´s…

Auch wichtig:

Störungsmelder - Wir müssen reden. Über Nazis.

Kavkas elektrische Zahnbürste - Alle Texte der Kolumne

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