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Fußball

Meine große Liebe

TEIL 2

Dann kam die Ecke in der 91. Minute und zwei Minuten später noch mal eine. Der Block rastete komplett aus, über unseren Köpfen sprangen und krochen ManU-Fans, wir begraben unter ihnen, heulend. Eine gefühlte halbe Stunde nach dem Abpfiff saßen wir immer noch schluchzend da, dann gingen wir einfach.

Irgendwo hin. Keiner konnte und wollte mehr denken oder sich daran erinnern, wo unser Hotel war. Bis fünf Uhr morgens irrten wir mit verquollenen Augen durch die Stadt, bis endlich mal einer auf die Idee kam, jemanden nach dem Weg zu fragen. Dann war das auch noch ein Schotte! Der hatte zwar mit Fußball nichts am Hut, aber er war immer noch ein Landsmann von Alex Ferguson, dem Trainer von Manchester United. Wir fingen wieder an zu flennen.

Dieses Trauma wurde ich erst beim Champions-League-Finale 2001 wieder los, obwohl es lange Zeit nicht danach aussah. Bayern war gegen den FC Valencia schon in der 3. Minute durch einen zweifelhaften Handelfmeter in Rückstand geraten, Mehmet Scholl vergab kurz darauf ebenfalls per Elfmeter die große Chance zum Ausgleich, erst in der 50. Minute gelang Stefan Effenberg selbiger. In der Verlängerung tat sich nichts. Im Elfmeterschießen hielt Oliver Kahn wie in Trance drei (!) Strafstöße. Dieses Mal heulte ich vor Glück.

Leute, die sich nicht für Fußball interessieren, haben wahrscheinlich schon längst aufgehört, diese Zeilen zu lesen. Man hat sie, oder man hat sie nicht, diese Leidenschaft. Klar ist: Man kann sie niemandem an die Backe schreiben oder reden.

Die Liebe zu einem Fußballverein ist eine Liebe fürs Leben. Man geht durch dick und dünn. Schluss gemacht wird nicht. Ich weiß, dass ich Fan des meistgehassten Klubs Deutschlands bin. Aber hey, viel Feind, viel Ehr! Es prallt an mir ab, dieses Gelaber über die reichen Schnösel-Bayern, die den anderen die besten Spieler wegkaufen. Oder die Behauptung, dass Bayern-Fans nicht leidensfähig sind, weil sie nie einen Abstieg ihrer Mannschaft erleben mussten, denn wer so etwas sagt, wird nie die Dimension des 26. Mai 1999 begreifen.

Letzten Endes sind all diese Animositäten eh nur durch Neid motiviert. Wer ehrlich ist, wird sagen, dass der FC Bayern nicht als wohlhabender und erfolgreicher Verein auf die Welt gekommen ist. Sie mussten erst in die Bundesliga aufsteigen und haben sich alles, was danach kam, rechtschaffen und intelligent erarbeitet. Seit Jahren ist der FCB nahezu im Alleingang dafür verantwortlich, dass Deutschland in der UEFA-Fünfjahreswertung noch vor Rumänien und Portugal ist. Wahrscheinlich würde es auch den FC St. Pauli nicht mehr geben, wenn nicht ausgerechnet der Klassenfeind ein Benefiz-Spiel bestritten hätte, das 270.000 Euro in die leeren Kassen spülte. Dazu kommen Sofortspenden und längerfristige Hilfsmaßnahmen für die Flutopfer in Südostasien und Sachsen sowie viele andere wohltätige Projekte, die gerne übersehen werden.

Ich gebe zu, dass der FC Bayern zumindest hinsichtlich seiner Außenwirkung mit Leuten wie Uli Hoeneß oder Oli Kahn grenzwertige Charaktere in seinen Reihen hat, aber gerade diese beiden stehen, wenn man es positiv betrachtet, auch dafür, wie sehr man Fußball leben kann.

1979, als Hoeneß Manager wurde, stand der FC Bayern durch Misswirtschaft und andere Unregelmäßigkeiten seiner Vorgänger vor dem Bankrott. Sein erster Spielerkauf war sein Bruder Dieter, für 175.000 Mark. Während der späten 70er und frühen 80er Jahren gaben einige andere Bundesliga-Vereine deutlich mehr Geld für Transfers aus als Bayern München. Und doch wurde der Verein zwischen 1985 und 1990 fünf Mal deutscher Meister.

Niemand konnte sich diese Dominanz erklären, nur Werder Bremens damaliger Manager hatte eine an den Haaren herbei gezogene Erklärung parat: Geld. Dabei waren die Bayern 1984 durch den Verkauf Karl-Heinz Rummenigges an Inter Mailand gerade mal ihre Schulden losgeworden, von Reichtum konnte zu dieser Zeit also noch längst keine Rede sein. Der kam erst viel später, und er kam wegen des Erfolgs und nicht durch einen russischen Energiekonzern oder bemitleidenswerte Kleinaktionäre.

Dennoch sah sich eine der erfolgreichsten Bands Deutschlands 1999 sogar dazu genötigt, einen Anti-FCB-Song aufzunehmen. In Bayern von den Toten Hosen heißt es: „Was für Eltern muss man haben, um so verdorben zu sein, einen Vertrag zu unterschreiben bei diesem Scheißverein?!“ Nun, einen Vertrag hat dort zum Beispiel auch Mehmet Scholl unterschrieben, erwiesenermaßen ein Fußballgott, spielerisch wie auch menschlich tiptop.

Was heimlich wohl auch Campino so sah, sonst hätte er sich beim Echo 2005 nicht so lange und herzlich mit Mehmet unterhalten und sich dabei auch noch fotografieren lassen. Bis heute konnte er zwar verhindern, dass dieses Foto an die Öffentlichkeit geriet, jedoch wird durch diese Sache klar: Irgendwie sind sie alle – auch die größten Bayern-Hasser – ein bisschen Campino.

Am gestrigen Donnerstag spielte der FC Bayern in Aberdeen. Ich hab mich mal wieder maßlos über die haarsträubenden Abwehrfehler geärgert, die es den Schotten ermöglicht haben, aus drei halben Chancen zwei Tore zu machen. Bayern wird im Rückspiel weiter kommen, insofern war das alles nicht so dramatisch. Nicht so schlimm wie die entscheidenden Niederlagen, durch welche die Mannschaft in den vergangenen Jahren aus der Champions League ausschied. Da sind dann Momente, die mich so traurig und wütend machen, dass ich mir dabei stets wünsche, ich würde mich nicht die Bohne für Fußball interessieren. Aber das wird niemals passieren, und das ist auch gut so.

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