Für 2008 hat sich Markus Kavka vorgenommen, nicht mit dem Rauchen aufzuhören. Es wird ihm nicht leicht gemacht. Eine Bilanz nach drei Wochen Rauchverbot
Sie trifft mich schon ganz schön hart, die Rauchverbotsknute. Einer meiner Vorsätze für 2008 war ja: Nicht mit dem Rauchen aufhören - jetzt erst recht! So ganz allmählich weiß ich allerdings nicht mehr, wo und wie ich diesen schönen Vorsatz in die Tat umsetzen soll. Gehen wir mal meine Aufenthaltsorte durch:
Zuhause
Dort greift das Rauchverbot schon länger. Da meine Freundin nicht raucht, wurde bereits letztes Jahr vereinbart, dass auch ich dies in unseren vier Wänden unterlasse. Es gilt also: Ab auf den unüberdachten Balkon, was bei Regen und Kälte so viel Spaß macht, dass es zumeist bei ein bis zwei Zigaretten pro Abend bleibt. Eine Ausnahmegenehmigung zum Rauchen in der Wohnung wird nur für Live-Übertragungen wichtiger Spiele des FC Bayern München erteilt. Die sind in dieser Saison leider rar, weil ich die UEFA-Cup-Gurkenpartien nicht als wichtig genug durchgewunken bekomme. Zu Recht, wenn ich da mal ganz ehrlich bin. Ab Herbst heißt es dann aber wieder Champions League, und wenn ich bei diesen Spielen nicht rauchen darf, könnten wegen meiner Anspannung Teile der Wohnungseinrichtung Schaden nehmen.
Im Büro
Auch dort herrscht schon seit langer Zeit Rauchverbot. Wenigstens ist der Außenbereich überdacht. Da ich es aber kategorisch ablehne, zum Rauchen eine dicke Jacke anzuziehen, mache ich die Zigaretten schon nach ein paar Zügen schlotternd aus oder lasse es gleich ganz bleiben. Im Sommer gebe ich dann aber wieder Gas.
Im Restaurant
Bis auf zwei Ausnahmen haben meine Lieblingsrestaurants komplett davon Abstand genommen, einen abgetrennten Raucherraum einzurichten. Die besagten Ausnahmen sind verglichen mit dem Rest der Räumlichkeiten so schäbig und armselig, dass man dort nicht hin will. Was schade ist, weil ich nach dem Essen früher gerne auf ein Getränk mehr und eine Zigarette verweilte. Stattdessen wird nun in aller Eile der Espresso runtergeschüttet, um sich unmittelbar danach draußen endlich eine anzumachen.
In der Kneipe/Bar
Dort wird zumindest in Berlin die ganze Sache noch etwas legerer gehandhabt. Bis einschließlich Juni zahlt man keine Strafen, daher tun einige Bars sympathischerweise so, als gäbe es das Rauchverbot nicht. Wobei dieses Phänomen in Kreuzberg wesentlich verbreiteter scheint als in anderen Bezirken. In Mitte stehen die Raucher eher vor der Tür, und weil das Publikum dort tendenziell unangenehmer und eigentlich nur zu ertragen ist, wenn man an die Wand gelehnt in der linken Hand einen Gin Tonic und in der rechten eine Kippe hat, sah ich mich neulich genötigt, nach nur einem Getränk die Biege zu machen. Für eine Bar war die Luft auch viel zu gut. Außerdem greift bei mir noch vollends die Formel "Cigarettes & Alcohol".
In der Disco
Da fällt es mir mit Abstand am schwersten. Vorletztes Wochenende habe ich in München aufgelegt. Natürlich sind dort die gesetzlichen Regelungen mal wieder am härtesten, und so war ich sechs Stunden lang fast komplett auf Entzug. Drei Mal reichte mir der Lichtmann verstohlen eine Zigarette, an der ich dann unter dem Mischpult heimlich ein paar Mal zog. Ich habe zu Schulzeiten noch nicht geraucht, aber so müssen sich die Leute gefühlt haben, die sich deswegen auf der Toilette eingeschlossen haben. Dabei rauche ich während des Auflegens so extragern! So hat man nämlich eine Beschäftigung, wenn eine Platte mal ein bisschen länger geht und man keine Lust hat, ständig sinnlos am Mischpult rumzufrickeln. Leider gehen Platten aber wiederum nicht so lang (zumindest sollte man sie nicht so lang laufen lassen), dass man mal entspannt auf eine Kippe vor die Tür gehen kann. Was ich auch als Gast nicht mache, weil ich auf Raucherverbrüderungssmalltalk mit fremden Leuten keine Lust habe. Bonmot am Rande: Der Clubbetreiber in München erwägt ganz gegen seine sonstige Überzeugung die Anschaffung einer Nebelmaschine, weil in Ermangelung der gewohnten Dunstschwaden die Lichtanlage nicht mehr so fetzt.
Im Auto
Das ist der einzige Ort, an dem ich noch nach Herzenslust rauchen kann, zumindest wenn ich alleine unterwegs bin. Dementsprechend sieht auch mein Aschenbecher aus. Noch ist es allerdings nicht so weit, dass ich einfach mal zum Rauchen um den Block fahre. Oder gar in eine Karnevalshochburg, weil man es dort tatsächlich geschafft hat, das Rauchverbot erst ab Aschermittwoch greifen zu lassen.
Recht putzig nehmen sich die teilweise auch die Versuche von Gastronomen aus, dem Gesetz ein Schnippchen zu schlagen. Sehr beliebt ist die Vereinslösung. Aus den Räumlichkeiten wird quasi ein Vereinsheim gemacht, in dem per Satzung auch geraucht werden darf. Meines Wissens ist die Gesetzeskuh da aber auf sehr dünnem Eis, weil man als eingetragener Verein keinen Gewinn erzielen darf, aber davon lebt der Wirt ja nun mal. Da hilft es auch nichts, die Kneipe in eine Freikirche umzuwandeln. So geschehen in Kappeln in Schleswig-Holstein, wo ein Kneipier die "Christlich-Jüdische Kirche Deutschlands" gegründet hat, und zwar mit der Begründung, dass "das Verbrennen von Tabak eine religiöse Handlung darstellt". Schließlich gebe es ja auch Weihrauch bei den Christen und Räucherstäbchen bei den Buddhisten. Klingt alles einigermaßen bescheuert und geschmacklos, ist aber offenbar effektiv, wie die Mitgliederzahl von über 400 belegt. Die Sache mit dem eingetragenen Verein hätten die Spinner bis auf weiteres allerdings auch ohne Umwege und derart blödsinnige Blasphemie haben können.
Ebenfalls bizarr, dafür handwerklich wertvoll, ist der Plan eines Berliner Kneipenchefs: Der will einen Nichtrauchertunnel vom Tresenraum durchs Raucherzimmer zur Toilette zimmern. Zehn Meter lang, aus Rigipsplatten, mit drei Fenstern. Nett, dann können Raucher und Nichtraucher sich gegenseitig zuwinken.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die obigen Zeilen sind nur eine subjektive Zustandsbeschreibung. Objektiv betrachtet unterstütze ich das Rauchverbot in vollem Umfang. Rauchen ist ja auch scheiße, Passivrauchen noch viel mehr, weil man da noch nicht mal was dafür kann. Es würde mir gewiss auch nicht schaden, mal langsam aufzuhören, obwohl ich erst seit zehn Jahren im Geschäft bin. Mein Raucherhusten will sich nicht so recht vom Acker machen, und dass ich auch während einer Erkältung in den letzten zwei Wochen nicht auf Zigaretten verzichten wollte, ist sicherlich doof. Wobei ich mir immer denke - Achtung Raucherlogik!, - dass ich offenbar gar nicht krank bin, wenn ich noch rauchen kann.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass man mich noch dieses Jahr kleinkriegt und ich tatsächlich mit dem Rauchen aufhöre. Ich warte dann im nächsten Schritt auf das Verbot von Alkohol. Und fettem Essen. Und Süßigkeiten. Und Cola. Und Kaffee.