Kitty, Daisy und Lewis sind Geschwister. Und eine Band. Sie spielen Musik, die zwischen 1920 und 1960 entstand. Ihre Mutter war Punkerin. Wie passt das zusammen?
von Elise Graton
Großbritannien ist ein fruchtbarer Boden für ausgefallene Teenager-Bands. Seit 2007 gibt es in London gar ein Musikfestival namens Underage, das Erwachsene nicht betreten dürfen. Auch Kitty, Daisy & Lewis ist dort im letzten Sommer aufgetreten.
Die drei im Norden Londons aufgewachsenen Geschwister begeistern allerdings nicht durch elektronische Beats oder Indie-Klänge. Sie gehen ein weites Stück zurück in die Musikgeschichte: Hauptsächlich R&Blues, Country, Rockabilly und Hawaiian Novelty- Songs covern die im Durchschnitt 17jährigen Multi-Instrumentalisten, die mit Schmalzlocke und entsprechender Kleidung aussehen, als wären sie direkt aus den 50ern eingeflogen worden.
Zu ihrem speziellen Geschmack haben eindeutig ihre Eltern beigetragen. Vier Fünftel ihres Repertoires stammen aus der Plattensammlung, die sie von früh an unentwegt lauschten und gemeinsam spielten. Vor dem Schlafengehen sang der Vater Graeme Durham Songs wie Honolulu Rock-A Roll-A. Bis Mitte der 80er arbeitete Durham übrigens mit jamaikanischen Künstlern bei Island Records. Zu dieser Zeit spielte Mutter Ingrid Weiss Bass in der feministischen Post-Punk-Band The Raincoats.
Doch weder mit politischem Bewusstsein noch mit erfinderischem Eifer steckten die Eltern ihren Nachwuchs an, sondern mit der bloßen Liebe zu ihren eigenen Musikeinflüssen. Heute spielen Weiss und Durham Bass und Gitarre an der Seite ihrer Kinder, die nun selbstständig auf Plattensuche gehen dürfen.
Seit ihrem ersten Auftritt in einem Londoner Pub vor ungefähr sieben Jahren haben sich KD&L eine beachtliche Fangemeinde erspielt. Ist es der Freak-Faktor, der sie erfolgreich macht? Was können die neuen Platten dieser jungen, wohlbehüteten Briten den Originalen hinzufügen? Besser sind sie nicht. Aber schlechter eben auch nicht.