Hey Jim Avignon, welche Musik hören deine Eltern? Der schnellste Musiker Berlins packt Familiengeschichten aus.
Von Arno Raffeiner
Vor etwa zehn Jahren verliebte sich Jim Avignon zufällig in ein Casio-Keyboard. Seitdem schreibt er fast genauso schnell Lieder, wie er Farben auf Leinwände pinselt. Die schrulligen Musikminiaturen, die er unter dem Namen
Neoangin
veröffentlicht, gehen inzwischen in die Hunderte, seine bunten, comicähnlichen Bilder in die Tausende.
Avignon hält nichts von der Strategie künstlicher Verknappung, mit der viele Künstler die Preise ihrer Werke in die Höhe treiben. Er verschwendet sich geradezu, produziert schnell und viel und will seine Bilder und Musik so unmittelbar wie möglich unter die Leute bringen. Seine Alben veröffentlicht deswegen im Eigenverlag, bestellen kann man sie direkt auf seiner
Homepage
. So auch das neueste Neoangin-Werk
The Happy Hobo & The Return Of The Freaks
.
Irgendwann in den Achtziger Jahren hatte Avignon begonnen, mit seinen bunten und unverwechselbaren Figuren Karlsruher Hausmauern zu verzieren. Danach zog es ihn nach Berlin, wo er sich in die aufstrebende Elektronikszene stürzte.
Vielleicht hat der heitere Tonfall, mit dem Avignon seine Alltagsbeobachtungen in Melodien und Pinselstriche verwandelt, mit einer eher ernsten Kindheit zu tun. Musik spielte im Elternhaus nämlich keine große Rolle und wurde von Vater und Mutter vornehmlich allein im Kämmerchen gehört: