Magda brach diese Regeln ständig. Sie erzählte mir von großartigem, geilen Sex mit Anderen, nachdem wir gerade selber welchen hatten und das erste Mal seit Wochen zusammen im Bett lagen. Sie versprach mir, mit ihrer Besucherin würde nichts laufen und erzählte mir später, dass sie doch mit ihr im Bett war.
Auf einmal spürte ich all das, was ich in den letzten Jahren meines Sololebens verdrängt hatte: Dass Polygamie auch zum Leistungssport werden kann, in dem der Stärkere und weniger Sensible siegt. Dass Freiheit und Polygamie manchmal verwechselt werden. Und dass Vertrauen für mich auf Zärtlichkeit und Nähe basiert, nicht auf dem Freifahrtschein für jeden Seitensprung.
Ich wollte ihr das totale Verständnis zeigen und war doch so erschöpft davon, immer den harten Typen zu spielen. Während sie offen und verständnisvoll auf meine One Night Stands reagierte, ohne meine Liebe in Zweifel zu ziehen, drehte ich ihr aus jedem Flirt einen Strick. Vielleicht war ich einfach eifersüchtig, wollte es nicht zugeben und ihr alles in die Schuhe schieben. Wie auch immer, mit meinen Wutausbrüchen wurde ich so zu dem, was ich nie sein wollte: ein Besitzergreifender und eifersüchtiger Macker.
Hätten wir uns diesen Winter nicht oft besucht und viel Zeit genommen, über alle Vorurteile, Ängste und Wünsche zu sprechen, wären wir heute sicher nicht mehr zusammen. Ein neues Patentrezept haben wir nicht gefunden und es ist immer noch schwierig. Auch eine Beziehung ohne totalen Besitzanspruch führt man halt trotzdem zusammen. Vielleicht können wir in Zukunft mit vormals verbrannten Fingern entspannter spielen. Wir spielen auf jeden Fall erst mal weiter: Mit uns beiden als Basismannschaft, in die sicher noch der ein oder andere Auswechselspieler kommen wird.