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Studiengebühren

"Weil wir Recht haben"

Die Studenten der Hamburger Hochschule für Bildende Künste weigern sich, Studiengebühren zu zahlen. Jetzt droht ihnen die Exmatrikulation. Wir haben zwei der Boykottierenden getroffen.

Bundesweit haben nur fünf Hochschulen ausreichend Zahlungsverweigerer für den Boykott zusammen bekommen. Ihr seid eine. Was hat bei euch funktioniert, was an anderen Hochschulen nicht funktionierte?

Eugen: Wir sind eine kleine Hochschule, da sind Leute eher für solche Aktionen zu haben. Es war fast ein Selbstläufer: Wir haben nur zwei oder drei Emails und einen Brief verschickt und waren selbst überrascht, dass sich daraufhin achtzig Prozent der Studenten beteiligt haben. Ich glaube, viele haben erst mal auf das Konto überwiesen und sich erst hinterher Gedanken gemacht, warum sie boykottieren. Warum so viele mitgemacht haben, wissen wir bis heute nicht.

Kunststudenten gelten ja sonst eher als unpolitisch.

Maike: Ich glaube, dass die Studenten hier – anders als an der Hamburger Hauptuni - weniger Angst haben, von der Uni zu fliegen.

Eugen: Wir studieren hier Fächer, von dem wir ohnehin nicht sagen können, ob wir mit ihnen später Erfolg haben werden. Darum sind uns die Abschlüsse auch nicht so wichtig.

Auch euch droht der Rausschmiss und eine Menge persönlicher Probleme. Wieso nehmt ihr dieses Risiko auf euch?

Maike: Wir gehen das Risiko ein, weil wir meinen, dass wir Recht haben. Darlehen sind keine Alternative zum kostenlosen Studium – weder für Künstler noch für Geisteswissenschaftler, für niemanden, der nicht aus der Oberschicht stammt. Wir fordern keine Sonderregelung für uns als Künstler, sondern sind grundsätzlich gegen Studiengebühren.

Eugen: Was hier geschieht, ist Teil einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung. Es ist Irrsinn, wirtschaftliche Kriterien auf Systeme anzuwenden, die laut unserer Verfassung frei sein sollten.

Fühlt ihr euch als Opfer der Hochschulpolitik?

Eugen: Nein, wir haben uns bewusst für diese Situation entschieden. Wahrscheinlich könnten wir die zusätzlichen 500 Euro für das Semester aufbringen, aber wir fragen uns, ob es Sinn macht, in so einem Bildungssystem weiter zu studieren. Ich selbst hätte die Möglichkeit dazu, aber unter diesen Umständen will ich es nicht. Für mich ist das eine Gewissensentscheidung, vergleichbar mit der Frage, ob man zum Bund geht. Vielen geht es so. Wir gehen lieber in den „Bildungsuntergrund“ und arbeiten dort weiter.

Du willst also aussteigen?

Eugen: Ich wäge ab, die Gebühren zu zahlen, aber nur, um im nächsten Semester weiter am Boykott arbeiten zu können. Wenn ich jetzt aussteige und exmatrikuliert bin, kann ich weniger machen.

Mit welchen Strategien versucht ihr zu verhindern, dass ihr exmatrikuliert werdet?

Maike: Wir sind im September vorläufig exmatrikuliert worden. Dagegen haben wir jetzt Widerspruch eingereicht, so lange der läuft, sind wir vorerst wieder immatrikuliert. Unabhängig vom juristischen Weg wollen wir weiter verweigern. Wir wollen aber niemanden zum Boykott zwingen. Wenn er schwächer wird, werden wir den Verbleibenden vorschlagen auszusteigen, auch damit sie ihr Streikpotenzial nicht verspielen. Die Exmatrikulationen sind eine Folge der rechtlichen Situation. Wir können entweder aus der Hochschule austreten oder ein anderes Konzept von Hochschule entwickeln und so lange politischen Druck ausüben, bis das Hochschulrahmengesetz geändert wird.

Eugen: Neben dem Boykott gibt es weitere Projekte und künstlerische Aktionen. In diesen Tagen beginnt unsere zweiwöchige Veranstaltung „Trimester“ , während der wir Workshops in der HfbK veranstalten und hochschulpolitische Podiumsdiskussionen führen werden.

Was erhofft ihr euch vom Wahlkampf im Vorfeld der Bürgerschaftswahl 2008?

Maike: Ich persönlich nicht besonders viel, denn in Bürgerschaft scheinen nur wenige wirklich gegen Studiengebühren zu sein. Es wird nicht ernsthaft darüber diskutiert, die Gebühren abzuschaffen oder zu verbieten. Kurzfristig wäre höchstens denkbar, dass die Gebühren für die HfbK ausgesetzt werden. Das ist aber keine Option für uns.

Eugen: Wir sind zwar skeptisch, aber auch idealistisch. Deswegen werden wir uns weiter dafür einsetzen, dass es eine politische Entscheidung gegen Studiengebühren gibt.

Wie laufen die Gespräche mit der Wissenschaftsbehörde?

Eugen: Die Wissenschaftsbehörde will mit uns ausschließlich über die Verwendung der Mittel reden, aber das wollen wir nicht. Ohnehin ist beschlossen, die öffentlichen Mittel für die Hochschulen bis 2012 zu kürzen – über die gesamte Höhe der Studiengebühren. Die vermeintlich „zusätzlichen“ Mittel sind also gar keine, sie füllen nur die Lücke. Wir wollen auf einer moralisch-ethischen Grundlage über Studiengebühren reden – bundesweit und in Ruhe. Wir stehen bereits in Gesprächen mit interessierten Bundespolitikern, ehemaligen Verfassungsrechtlern, Kulturstaatsräten. Außerdem versuchen wir, mit SPD - und GAL-Abgeordneten in der Hamburger Bürgerschaft zu sprechen. Mit der CDU macht es keinen Sinn, die ist an solchen Gesprächen nicht interessiert.

Euer Präsident hat die Professoren angewiesen, die jeweils zwei besten Schüler in ihrer Klasse auszuwählen, um diese von den Gebühren zu befreien. Das sorgt doch sicher für großen Unmut unter den Studenten?

Maike: Natürlich gab das Neid. Ich bin eine derjenigen, die auf durch ihre Professorin von den Gebühren befreit wurde. Man kann das nicht mal ablehnen. Für mich war es sehr schwierig. Ich glaube, dass der Präsident bei dieser Aktion sehr naiv war und sich gar nicht bewusst war, was er damit bei den Studierenden auslöst.

Was, wenn alles scheitert und ihr endgültig exmatrikuliert werdet?

Maike: Wir denken darüber nach, uns kollektiv an einer anderen Hochschule zu bewerben, eine Art Asylantrag einzureichen.

Eugen: Ich würde mit der Schule aufhören, in die Künstlersozialkasse eintreten und versuchen, mich gut zu vernetzen.

Ihr seid die letzten, die noch boykottieren. Motiviert das oder demotiviert es eher?

Eugen: Wenn es uns gelingt, bis zum nächsten Semester nicht zu zahlen, haben wir bewiesen, dass es geht. Die Chancen für die anderen Hochschulen, ebenfalls erfolgreich zu boykottieren, werden täglich besser. Wir bekommen viele positive Rückmeldungen und Solidaritätsbekundungen. Das motiviert uns sehr. Und wir hoffen durch unsere Aktionen Andere zu motivieren.

Auch wichtig:

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