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Irak-Krieg

Zu Hause im Krieg

Eine neue Dokumentarfilmreihe zeigt zum ersten Mal seit Beginn des Krieges den Alltag junger Iraker. Zuender hat mit Produzent Fady Hadid gechattet.

Fady Hadid ist 23 Jahre alt und studiert in Bagdad. Zumindest versucht er das, wenn nicht gerade wieder Bomben explodieren. Außerdem dreht und produziert Hadid Filme. Im Februar war er in Deutschland auf dem Berlinale Talent Campus zu Besuch. Jetzt erscheint im Internet die von ihm produzierte Dokumentarfilmreihe Hometown Baghdad . Sie soll zeigen, wie junge Menschen im Irak heute leben. Heute, vier Jahre nach Beginn des dritten Golfkrieges, sind die ersten drei von 40 Folgen auf der Nachrichtenplattform Salon und der Webseite von Hometown Baghdad zu sehen. Unter welchen Bedingungen die Filme entstanden sind und wieso er sie gedreht hat, erzählte Fady Hadid im Chat.

Hometown Baghdad ist eine Koproduktion mit der amerikanischen Firma NextNext Entertainment . Du koordinierst das Projekt auf irakischer Seite. Wie kam die Kooperation zustande?

Ein Bekannter, der Filmemacher in Jordanien ist, stellte uns vor. Das war vor drei Jahren. Ich produzierte und drehte dann eine Folge für eine Serie, die NextNext damals produzierte, sie hieß Chat the Planet “. Bei dem Projekt wurden Studenten aus Bagdad und Ohio live miteinander verbunden und tauschten sich über Krieg, Politik, Musik und andere Themen aus. Seitdem sind wir in Kontakt – hauptsächlich per Messenger und E-Mail. Anfang vergangenen Jahres standen wir uns zum ersten Mal gegenüber, NextNext hatte mich nach New York eingeladen.

Drei Monate lang hast du mit deinem Film-Team in Bagdad mitten im Krieg gefilmt. Warum habt ihr dieses Risiko auf euch genommen?

Die Filme geben einen Einblick in das wirkliche Leben der jungen Leute aus Bagdad, aus dem Irak im Allgemeinen. Wir mussten dieses Risiko eingehen, denn nur so konnten wir diese Geschichten der Öffentlichkeit zeigen. Natürlich gibt es hier keine sichere Art zu drehen. Aber wir wollten auf gar keinen Fall vor den Gefahren kapitulieren, uns dadurch keine Grenzen setzen lassen.

Worauf musstet ihr bei den Dreharbeiten besonders achten?

In den Straßen von Bagdad ist es gefährlicher eine Kamera in der Hand zu halten als eine Waffe. Filmcrews werden hier regelmäßig Opfer von Überfällen und Entführungen. Ich musste mir also vor jedem Drehtag fünf Mal überlegen, ob die maximale Sicherheit aller Beteiligten wirklich gewährleistet ist.

Gab es während der Dreharbeiten Zwischenfälle?

Hometown Baghdad ist nicht mein erstes Filmprojekt im Irak. Bei vorherigen Produktionen habe ich schon schlimme Dinge erlebt. Einmal wurden zwei Teammitglieder bei einem Dreh angegriffen und krankenhausreif geschlagen. Ein anderes Mal wurde ich unschuldig verhaftet. Mittlerweile haben mein Team und ich eine Art sechsten Sinn entwickelt. Wir spüren, wenn Gefahr droht, und wechseln den Drehort. Trotzdem gab es noch brenzlige Situationen. Einige Male mussten wir in gefährlichen Gegenden drehen, in die man sonst nicht freiwillig gehen würde. Leichen lagen in den Straßen, Panzer und Kontrollpunkte machten unsere Arbeit sehr stressig.

Für Hometown Baghdad habt ihr drei Studenten aus der Stadt begleitet – Saif, Adel und Ausama. Nach welchen Kriterien habt ihr sie ausgewählt? Und wie kam der Kontakt zustande?

Wir haben nach Menschen gesucht, die charismatisch sind und eine interessante Geschichte haben. Gesucht haben wir vor allem über Freunde und in den Universitäten. Die 65 Kandidaten, die es in die engere Auswahl schafften, habe wir dann einzeln interviewt. Wir wollten wissen, wie sie leben und was ihre Geschichte ist. Gemeinsam mit der amerikanischen Produktionsfirma haben wir uns dann für zwei Frauen und drei Männer entschieden, alle um die 20 Jahre alt.

Die beiden Frauen sind leider in der fertigen Serie nicht mehr dabei. Eine ist kurz vor Drehbeginn nach Spanien ausgereist und die andere wohnt in dem gefährlichsten Bezirk von Bagdad – der grünen Zone. Das ist dort, wo die amerikanische Botschaft und das irakische Parlament liegen, wo es trotz der dort stationierten Sicherheitskräfte fast täglich Anschläge gibt. Mit ihr weiter zu drehen, war einfach zu gefährlich.

Die USA haben den Krieg begonnen, unter dem du jeden Tag leidest, trotzdem hast du diesen Film gemeinsam mit einer amerikanischen Firma gemacht.

Filme zu machen und über eine Situation zu berichten, geht über Landesgrenzen hinaus. Es macht für mich also keinen Unterschied, ob eine amerikanische oder eine südafrikanische Produktionsfirma an diesem Projekt mitarbeitet. Wichtig ist, dass man die Geschichte aufrichtig erzählt.

Ich bin gegen Gewalt, aber deswegen bin ich noch nicht gegen US-Amerikaner. Man muss auch zwischen den Amerikanern und der amerikanischen Regierung unterscheiden. Wir können ja nicht eine ganze Nation für die idiotischen Handlungen einiger Politiker verantwortlich machen.

Sollen die amerikanischen Truppen den Irak deiner Meinung nach verlassen?

Auf jeden Fall. Wie jeder Iraker will auch ich, dass die amerikanischen Soldaten letztlich aus dem Irak abziehen. Im Moment machen wir hier jedoch schwere Zeiten durch. Die irakischen Militärkräfte sind korrupt, das System funktioniert nicht. Noch brauchen wir die amerikanischen Soldaten, um die irakischen Militärkräfte zu unterstützen. Ich hoffe, dass die US-Truppen die Fehler, die ihnen hier unterlaufen sind, korrigieren und dann das Land verlassen.

Auch wichtig:

Schuldig - Weil er nicht ein zweites Mal in den Irak wollte, ist ein US-Soldat in Deutschland verurteilt worden

Krieg vorbei, Festival noch da - Das Filmfest Sarajevo

Kann ein Dokumentarfilm das "wahre Leben" im Irak zeigen? - Hier diskutieren wir im Forum

Nach Hause - Zuender. Das Netzmagazin


 
 



 

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