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Migration

"Was ich immer wollte"

John Ampan hat es von Ghana nach Europa geschafft. Er ist am Ziel. Glücklich ist er trotzdem nicht

Vor fünfzehn Jahren verließ John Ampan seine Familie in Ghana, um in Europa Geld für eine bessere Zukunft zu verdienen. Seine Flucht quer durch Afrika dauerte fast fünf Jahre. Beinahe hätte er die Odyssee nicht überlebt. Schließlich schaffte er es nach Spanien. Dort fand er Arbeit bei einer Hilfsorganisation. Sein Job: anderen Flüchtlingen zu helfen. Dann holten ihn die Strapazen seiner Flucht ein. Er wurde krank. Heute lebt er von einer kleinen Rente.

Sie sprechen neun afrikanische Sprachen und drei europäische: Englisch, Spanisch, Französisch. Jetzt erscheint ein Buch über sie – ausgerechnet auf Deutsch.

John Ampan: Ja, es ist schon seltsam. Wenn ich das Buch durchblättere, dann lese ich die Namen meiner Kinder, die Stationen meiner Reise. Aber mehr verstehe ich nicht. Das ist schon ein komisches Gefühl. Ich sehne mich nach einer spanischen oder englischen Übersetzung.

Seit zehn Jahren leben Sie jetzt in Algeciras an der spanischen Küste.

Ein Europäer werde ich trotzdem nie werden. Dabei ist es das, was ich immer wollte.

Ihr Sohn Glenn will nun ebenfalls nach Europa.

Ich flehe ihn an, zu bleiben. Ghana ist unsere Heimat. Ich bin in Europa nie richtig glücklich geworden. Ich schicke meiner Familie Geld zum Leben, doch wir können uns nicht sehen. Als ich vergangenes Jahr nach Ghana zurückkehrte, sah ich meine Frau und meine Kinder zum ersten Mal seit fast fünfzehn Jahren wieder. Meine Kinder kennen mich eigentlich gar nicht.

Tausende Migranten versuchen trotzdem, nach Europa zu kommen und wagen gefährliche Fahrten über das offene Meer. Die EU-Innenminister kaufen lieber neue Nachtsichtgeräte.

Dazu nur soviel: Wenn dein Nachbar aus seinem brennenden Haus rennt, dann schließt du doch deine Tür nicht ab. Du hilfst ihm, das Feuer zu löschen.

Sie haben einen Cousin, der ein berühmter Fußballer ist: Sammy Kuffour war früher bei Bayern München und spielt jetzt in Italien. Warum hat er ihnen nicht geholfen?

Ich habe ihn nicht gefragt. Ich will ihm nicht zur Last fallen. Geschenke brauche ich nicht, nicht von Sammy und nicht von Europa. Nur eine Chance für jeden, das wäre schon viel.

Ihr Sohn Glenn, der offenbar ähnlich talentiert ist wie Sammy Kuffour, hatte so eine Chance.

Na ja, eigentlich soll er ja gar nicht nach Europa kommen. Aber das wäre etwas anderes gewesen. Es war so: Glenn sollte ein Probetraining bei einem Fußballverein in Hamburg machen…

…beim FC St.Pauli…

…genau. Er hatte eine Einladung, ein Flugticket, seinen Ausweis, also alles, was für ein Visum notwendig ist. Doch die deutsche Botschaft stellte sich quer. Schließlich sei ich, sein Vater, ja illegal nach Europa gereist, da könne man nie wissen. Für Glenn war das eine Chance, die vielleicht nie wieder kommt.

Auch wichtig:

Wir reisen, sie flüchten - Zehntausende junge Afrikaner wollen nach Europa. Klaus Brinkbäumer hat einen von ihnen begleitet: Zurück in die Heimat

Zuflucht für alle? - Der Asyl-Schwerpunkt

Drüber reden? - Dieser Artikel wird hier im Forum diskutiert

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