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Provinz

Die Musi spielt in Goslar

In der Provinz besetzen Schlagersternchen die Marktplätze. Die lokale Musikszene ist dagegen verpönt. Kein Grund, aufzugeben!

Das erste Pils in der prallen Sonne gibt’s für lau. Eine schwer beladene Gastwirtin hastet zwischen den überwiegend älteren Zuschauern auf dem Goslarer Marktplatz hin und her und hievt Tonkrüge auf die Tische. Wer keinen Alkohol trinken mag, bekommt Wasser in seinen Krug. Aus der Entfernung kann man dann gar nicht sehen, dass kein Bier darin ist. „So ist das beim Fernsehen!“, schreit Christian in sein Mikrofon. „Wenn jemand die Bühne betritt, dann müssen Sie total ausflippen, auch wenn er noch so schrecklich aussieht!“ Ein Schmunzeln geht durch die Reihen.

Christian, dessen Haarspitzen wohl mal grellblond waren, trägt das kurzärmlige Hemd mit dem rosafarbenen Blümchendruck bis zu den Brustwarzen aufgeknöpft. Berufsbekleidung, möchte man denken, denn er ist einer, der dafür bezahlt wird, Bühnen zu betreten und schrecklich auszusehen: Er ist Warm-Upper der ZDF-Produktion „Die Lustigen Musikanten on tour“. Vor den Aufzeichnungen der Volksmusiksendung hat er dafür zu sorgen, dass das jeweilige Livepublikum bereits am Toben ist, wenn das Moderatorenduo Marianne und Michael die Sendung eröffnet. Deshalb ist Christian nach Goslar gekommen. Normalerweise ziehen junge Menschen eher weg aus der niedersächsischen Kleinstadt im Harzvorland. Unis und aufregende Arbeitsplätze gibt es anderswo.

Oliver, zum Beispiel, pendelt jeden Tag ins gut 45 Minuten entfernte Braunschweig. „Ich arbeite in der Software-Entwicklung, sowas gibt's in Goslar gar nicht.“ Keine 1000 Meter Luftlinie entfernt von dem Treiben auf dem Marktplatz macht er sich noch eine Flasche Oettinger auf. Dass dieses Wochenende das Fernsehen in seiner Stadt ist, interessiert den Gitarristen der Rockband „Stalker“ herzlich wenig. Schon eher beschäftigt ihn, dass die Stadtverwaltung droht, das BGeX zu schließen, das Jugendzentrum, auf dessen Balkon er mit Bandkollegen und Freunden oft in der Sonne sitzt und grillt.

Früher war das BGeX einmal eine Kaserne des Bundesgrenzsschutzes. Seit dem Mauerfall dient es jungen Musikern als Probe- und Studiogebäude. Zwar sind die städtisch subventionierten Bandräume gefragt und ständig ausgebucht, doch das Verständnis für Jugendliche schwindet in der niedersächsischen Kleinstadt, deren Bevölkerung zunehmend altert. Oliver, selbst schon 35, versucht sich als Lobbyist für die lokale Musikkultur. Er hat die „Goslar Music Scene“ mitgegründet, einen Verein, der sich der Förderung alternativer Musikkultur verschrieben hat. Kein leichter Job in Goslar. „Prost“, sagt Oliver.

Auf dem Marktplatz ist gerade die österreichische Einheizerkapelle „Die Grubertaler“ fertig geworden. „Wer noach CDs oder ein Autogrammkoartarl hoaben will, kommts einfach nach der Show zu uns!“ Noch während die Band ihre Instrumentenattrappen von der Bühne räumt, reißt Christian die Aufmerksamkeit des Publikums wieder an sich. „Hallo, Frau Bürgermeister!“, begrüßt er die Gattin des Oberbürgermeisters, der strahlend über die mediale Präsenz seines Städtchens ein paar Marketingfloskeln ins Mikro nuscheln darf.

Dann ist wieder harte Aufwärmarbeit angesagt. Christian: „Unter Ihren Bänken haben wir Elektroschocker angebracht und wenn sie nachher nicht mitklatschen werden wir die anmachen!“ Die versammelten Kriegsveteranen springen nicht so recht auf den Folterwitz des Jungspundes an, doch der lässt sich nicht beirren. „Junge Frau, wie heißen Sie?“ – „Karin.“ – „Karin, wenn nachher der Michael hier steht und Sie begrüßt, können Sie ihn dann hören?“ – „Ja.“ – „NEIN! Weil Sie dann doch so laut klatschen! Da muss total Halligalli sein!“

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