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Gefühlslupe

Meine Fastfood-Sucht

TEIL 2

Tausche Schuldgefühle gegen Alibi-Äpfel

An einem Wochenende übernachtete ich mal bei einer Freundin. Es war eines unserer Pseudo-Diät-Wochenenden, an dem Alkohol die einzig erlaubte Kalorie sein sollte. Und wir gingen abends tanzen. Ich verabschiedete mich früher mit ihrem Wohnungsschlüssel und kam zufällig noch bei McDonalds vorbei. Meine Freundin klingelte kurz darauf an der Tür, da hatte ich noch nicht aufgegessen. Oh nein! Ich warf die Raschel-Tüte durchs Fenster in den Vorgarten. Der Long-Island-Ice-Tea, den ich zuvor getestet hatte, überzeugte mich, dass dies die einfachste Form der Beseitigung war. Meine Freundin lachte Tränen.

Wie jeder Junkie belüge ich mich selbst. Von den goldbraunen Talern lasse ich immer einen übrig - damit ich mir am nächsten Morgen nicht den Vorwurf machen muss, wirklich alle aufgegessen zu haben. Der nächste Morgen ist sowieso schon schlimm genug. Dann fühle ich mich immer wie der übernächtigte Robbie Williams in seinem After-Party-Song "Come undone". Wenn ich an dem Mülleimer vorbeischleiche, in dem die zerknüllte Essens-Tüte liegt. Eine Ecke ragt strafend heraus, schon fühle ich mich schuldig. Schnell stehle ich mich in den Supermarkt und kaufe lauter Alibi-Äpfel. So nenne ich das Obst, von dem ich immer ganz viel horte, obwohl ich weiß, dass die Hälfte in meinem Single-Haushalt verschrumpelt. Aber alleine dadurch, dass die Alibi-Äpfel in meiner Küche sind, beruhigen sie mein Gewissen. Doch da ist noch die Waage in meinem Fitness-Center. Nach einem Chicken-Exzess guckt sie immer besonders vorwurfsvoll und ich beschwichtige sie: "Nie wieder Fastfood!"

Im Hintergrund "Spiel mir das Lied vom Tod"

Und dann esse ich es doch, obwohl ich gar nicht will. Das Burger-Team bei mir um die Ecke kennt mich schon. Peinlich. Man quält mich bereits. Eines Nachts ging ich wieder zu McDonalds. Ich stand vor dem Tresen, wollte bestellen, die Mitarbeiter guckten mich an. Schnitt - die Szene läuft weiter in Zeitlupe. Die Männer lächeln leise, schütteln langsam ihre Köpfe. "Na-hein", schwindeln sie, "alles schon we-heg. Keine Nuggets mehr da-ha." Dazu Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" im Hintergrund. Okay, die Filmmusik lief nicht im Hintergrund, aber sie wäre mein Soundtrack gewesen in diesem Moment.

Ich kann es aber noch schaffen. Denn noch bin ich stolz genug, mir mein Opferrolle als Chicken-Chica nicht auf dem Silbertablett servieren zu lassen. Das letzte Wochenende spricht für mich: Ich gehe zu McDonalds. Als ich zur Tür hereinkomme wedelt der Verkäufer schon mit einer fertig gepackten Fastfood-Tüte. "Hunger?" Er grinst er mich an. Also nee. Ich drehe mich um und stolziere nach Hause. So leicht bin ich dann doch nicht zu haben.


 
 



 

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