Deutschland unterstützt arme Länder mit Entwicklungshilfe. Doch macht der Staat das nur so lange, wie unser eigener Wohlstand nicht in Gefahr ist.
Die Kolumne von Selim Özdogan
Stellen wir uns zwei Projekte vor, die von einem europäischen Staat wie Deutschland finanziert werden und die man gemeinhin zur Entwicklungshilfe zählt.
In dem einen Projekt wird in einer armen, tropischen Region dieser Erde der Anbau von Kakao gefördert. Schokolade wird viel gegessen und so kann man Kakaobauern eine Lebensgrundlage bieten, also zur Entwicklung beitragen. Die Ernte, die Kakaobohnen, kann man nach Europa exportieren und dort den Leuten dann erzählen, dass diese eine spezielle Schokolade aus einem vorbildlichen Projekt stammt. Und man hätte nicht mal gelogen.
Nur ist die Lage wie so oft komplex und verwickelt. Und vielleicht auch verlogen.
Wie wäre es, wenn man in dieser fraglichen Region eine Fabrik bauen würde, die Schokolade herstellt? Man würde vor Ort Arbeitsplätze schaffen und die Entwicklung so noch weiter antreiben.
Doch dann stünde man vor dem Problem, dass auf dieses fertige Produkt in den Ländern der ersten Welt so hohe Einfuhrzölle bestehen, dass man sie dort nicht mehr gewinnbringend an den Kunden bringen kann. Und die Leute vor Ort können sie auch nicht kaufen, die haben ganz andere Probleme, sonst würde man ja auch kaum auf die Idee kommen, dass man von hier aus zu ihrer Entwicklung beitragen muss.
Derselbe Staat, der Entwicklungshelfer in die Region sendet, sorgt dafür, dass die Entwicklung bloß nicht zu weit geht, damit unser Wohlstand hier nicht in Gefahr gerät.
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Wir wollen den armen Menschen ja helfen, aber nicht auf unsere Kosten.
Man könnte es so formulieren: Weil es uns so gut dabei geht Länder in der dritten Welt als Rohstofflieferanten zu missbrauchen, tun wir so als wären wir an einer ernsthaften Entwicklung interessiert. Daher all diese Organisationen, die versuchen was zu bewegen.