Alltagsphilosphie
Das richtige Leben
TEIL 2
So wie ich jahrelang getrunken habe und mich Menschen, die in einer Kneipe alkoholfreie Getränke bestellten, befremdet haben. Was wollten die eigentlich hier? Und ich mochte es gegen Abstinenzler zu wettern und Pauschalurteile über sie und ihren Stock im Arsch abzugeben, über ihr spaßfreies, risikoarmes, langweiliges Leben.
Trinken erschien mir wichtig, es schien eine Haltung zu sein und wahrscheinlich war es das auch.
Heute habe ich schon so lange nicht mehr getrunken, dass es mich manchmal befremdet, wenn Menschen, mit denen ich ein Gespräch führe, nebenbei vier, fünf, sechs Bier trinken.
Aber zumindest bin ich mit meinen Urteilen vorsichtiger geworden. Es ist wohl bei allem so, man gewöhnt sich an die Dinge, die man regelmäßig tut und bastelt sich dann erst einen theoretischen Unterbau, der plausibel zu erklären scheint, warum man diese Sachen macht.
Man gewöhnt sich daran, seine Möglichkeiten und die Welt begrenzt zu sehen.