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Öffentliches Leben

Alles geregelt

In Köln wird jetzt das Essen verboten, aus Sorge um die Sauberkeit. Dürfen die das?

Der öffentliche Nahverkehr, den ich so selten wie möglich nutze, hält manchmal Überraschungen bereit. Ich war ja bereits erstaunt über die Aufkleber in den Nürnberger Bahnen : Erst aussteigen lassen, dann einsteigen. Fast so gut wie der Hinweis beim Militär: Bei zunehmender Dämmerung hat der Soldat alsbald mit Dunkelheit zu rechnen.

Manchmal gibt es offensichtlich keinen Grund anzunehmen, die Leute hätten einen eigenen Kopf. So kommt es wohl auch, dass in Bussen und Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe AG ab sofort der Verzehr von offenen oder alkoholischen Getränken sowie von warmen Speisen und Eis verboten ist.

Was wohl bedeutet, dass man Saft aus einem verschließbaren Tetrapack trinken darf, eine Capri Sonne aber eher nicht. dass man Müsliriegel und krümelnde Croissants essen darf, heiße Maronen und ein ofenfrisches Brötchen eher nicht.

Als Grund wird angegeben, dass sich die Kunden seit Jahren über mangelnde Sauberkeit in Bussen und Bahnen beschweren. Auf die kongeniale Idee einfach mal Abfallbehälter zur Verfügung zu stellen, ist man aber offensichtlich nicht gekommen. Statt dessen soll künftig mehr Personal eingestellt werden, das in fahrenden Bahnen für mehr Sauberkeit sorgen soll.

Nach einer Kulanzphase bis 1. März soll das Ess- und Trinkverbot mit einem Bußgeld von 20 Euro und/oder Hausverbot durchgesetzt werden. Essen und Trinken mit einem Bußgeld zu belegen entbehrt zumindest bisher jeglicher rechtlichen Grundlage, nur Verunreinigungen können geahndet werden. Wer sein Bier nicht verschüttet und einen Döndersandwich essen kann und sich dabei nur selber in den Schoß kleckert, kann nur des Fahrzeugs verwiesen werden, ein Bußgeld ist nicht rechtens, aber das wissen die wenigsten. Und was spricht dagegen, die Menschen erst einfach mal einzuschüchtern, ist ja immerhin eine Demokratie hier, nicht wahr?

Es ist ja so, ich sehe es ja, es gibt Leute, die können sich nicht benehmen und lassen ihren Dreck in der Bahn. Aber das sind nicht allzuviele. Und um mit denen fertig zu werden, wird einfach mal allen verboten zu essen und zu trinken.

Ich rege mich seit Tagen unnötig auf. Es ist ja eigentlich wie immer: Die Sicherheit ist in Gefahr oder eben die Sauberkeit oder sonstwas und das wird gerne zum Anlaß genommen, die Rechte der Leute zu beschränken. Ihr bekommt ja etwas dafür. Saubere Busse und Bahnen in diesem Fall. Ich zahle 2,30 pro Fahrt und irgendwie war eine gewisse Sauberkeit bisher in diesem Preis enthalten. Dachte ich zumindest. Nun zahle ich den gleichen Preis, darf auf einmal aber weniger.

Aber vielleicht soll man ja auch gar nicht denken, sondern nur lesen und gehorchen.

Auch von Selim:

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