POP
Leistung muss sich wieder lohnen
Sie sei Liza Li, weil sie nun mal so heiße. Manchmal sei sie nett und manchmal sei sie scheiße. So stellt sich das neue Erfolgsprodukt des musikalischen Jugendmarketings vor. Das Debütalbum "18" klingt wie Tic Tac Toe auf Hardrock und ermuntert zu Eigeninitiative und Leistungsbereitschaft
Von Boris Fust
Die Sache ist perfide. Da gibt sich Liza Li als Abweichlerin, die die Moral gepachtet hat. Eine junge Frau geht ihren Weg, mit gesunder Härte, aber viel Gefühl, lässt sich nichts erzählen, weiß sich zu wehren – gegen untreue Ex-Lover ("Ich könnte dich erschießen"), den unbarmherzigen Arbeitsalltag ("Montag"), das Establishment ("Ihr armen Reichen!") und sogar gegen religiöse Eiferer ("Im Namen Gottes"). Das bunte Musikfernsehen hält Liza Li deshalb für ein "Rrriot Grrrlll". Und die Geschichte ist ja auch zu schön: Mit 14 von zu Hause ausgerissen, in einem Keller gewohnt und vor sich hingeklampft. Schließlich geriet sie in die Fänge von Thorsten Börger, der sich zuvor bereits Tic Tac Toe ausgedacht hatte und zu Liza Lis Geschrei wunderlichen Altherrenrock zusammenmusiziert.
In Wahrheit verkörpert Liza Li keineswegs irgendeine Art von Gesetzlosigkeit oder auch nur jugendlichen Widerstandsgeist. Im Gegenteil: Liza Lis Texte sind von einer Doktrin geprägt, die auch gut ins das Parteiprogramm der FDP passen würde: Beim Hineinwachsen in die Gesellschaft entsteht ein unangenehmer Anpassungsdruck? Fein, dann mach was draus! Am Boden liegen ist doof? Einfach wieder aufstehen! Denn Leistung, das sagt fast jedes Stück, muss sich wieder lohnen.
Liza Li, 18 (Warner)
Der Tonkopf in dieser Woche:
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- Tragisch: Das erste Album von Bad Astronaut könnte schon das letzte sein
Freiheit statt Sozialismus
- In den Liebesliedern von Nikola Sarkevic wird am Ende alles gut
Drüber reden?
- Der Tonkopf hat hier im Forum seinen Platz
Nach Hause
- Zuender. Das Netzmagazin