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Kavka

Ich bin krank - bitte helfen sie mir

Prokrastination ist ein fieses Wort. Es klingt, als würde es eine Unregelmäßigkeit  vornehmlich in der Unterleibsregion bezeichnen. Ein bisschen Prostata, ein bisschen Kastration. Schlimm.


Noch schlimmer: Ich leide an Prokrastination. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist: Es ist keine Geschlechtskrankheit.

Das Krankheitsbild ist vielmehr im psychologischen Bereich anzusiedeln. Momentan stellt sich das in meinem unmittelbaren Blickfeld wie folgt dar: Rechts von mir liegt ein Stapel Telefonrechnungen und Reisekostenabrechnungen. Ich sehe ihn an, das schlechte Gewissen plagt mich, aber auch das Eingeständnis von Dummheit. Denn was da unerledigt liegt, ist bares Geld. Alles, was ich tun müsste, ist Telefonnummern mit Textmarker anstreichen, Belege drantackern, ein paar Formulare ausfüllen, abzeichnen lassen und wenige Tage später wären 500 Euro mehr auf meinem Konto. Wäre ´ne Sache von ´ner halben Stunde, aber ich mach´s einfach nicht. Erst wenn das Finance Department mit Fristen droht, setze ich mich widerwillig hin.

Links neben mir, in der obersten Schublade meines Schreibtisches, sammeln sich derweil Belege für meine Steuererklärung. Unsortiert natürlich. Schon dreimal wurde ich vom Finanzamt geschätzt, weil ich einfach keine Muße hatte, mich um den Kram zu kümmern. Das ist nicht lustig, das ist sogar sehr doof, weil man nach etlichen unangenehmen Schreiben letzten Endes feststellen wird, dass man statt der eigentlich in Aussicht stehenden 1000 Euro Rückerstattung nun 1000 Euro nachzahlen muss. Einen Tag lang ärgere ich mich über den Verlust von 2000 Euro, danach bin ich nur noch froh, dass ich den Scheiß endlich von der Backe habe. Ist ja nun wirklich nicht so, dass ich´s so dicke hätte, aber mit finanziellen Einbußen war mir noch nie zu drohen, egal wie arm/vermögend ich war. Geld ist bei Prokrastination kein überzeugendes Druckmittel, so viel steht fest.

Überhaupt, man hat ja stets so viele andere sinnvolle Dinge zu tun. Gemütlich eine rauchen zum Beispiel, oder den Geschirrspüler ausräumen, den Müll runterbringen, neue Platten hören, Fernsehen gucken, oder einfach nur Dinge stundenlang von A nach B umsortieren.

Müsste ich diese Dinge tun, würde ich sie vermutlich auch aufschieben, aber freiwillig sinnfreien Quatsch zu erledigen, ist immer noch 1000-mal besser, als sich in die Daumenschrauben zu fügen. Denn was du heute kannst besorgen, das verschiebe gern auf morgen.

Ein Freund von mir ist Psychologe. Er hat mir neulich das Stadium meiner Prokrastination erklärt. Noch bin ich ein Stück weit davon entfernt, überhaupt nichts mehr auf die Kette zu bekommen, weil es in meinem Leben viele Regularien bzw. viele feste Termine und Deadlines gibt. Ich habe von Montag bis Freitag Live-Sendungen im Fernsehen, verbunden mit festen Zeiten für Redaktionskonferenzen, Meetings und Maske. Da ist also nix mit Aufschieben. Einmal in der Woche hab ich einen Produktionstermin beim Radio - beim öffentlich-rechtlichen genauer gesagt. Auch dort ist man - gut für mich - nicht so flexibel. Am Wochenende leg ich meistens Platten auf, und feste Bookings sind nun mal nicht verschiebbar. Einmal pro Woche ist eigentlich auch die Zuender-Kolumne fällig, aber auch hier wird der geneigte Leser bemerkt haben, dass ich den nicht vorhandenen Drucklegungsschluss eines Online-Mediums durchaus hin und wieder ganz im Geiste der Prokrastination auslege.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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