////
 
 


//Zitate-Blog//

Zitat des Tages

Es wird viel gesagt, wenn der Tag lang ist. Und es gibt viele lange Tage »

 

//Kochblog//

Rezeptor

Unser Topf soll schöner werden? Das Zuender-Kochblog hilft »

 

//Spielen//

Wir wollen Spaß

Kommt ins Bälleparadies – alle Spiele vom Zuender gibt es hier »

 

//Newsletter//

Post von Zuenders

Was gibt es neues aus der Redaktion? Unser Newsletter informiert Dich an jedem ersten Donnerstag im Monat. Hier anmelden »

 
////
Seiten: « 1 | 2 | 3 | 4 »

Generationen

Wenn Opa in die Disko geht

TEIL 3

Ich darf das, den 68ern sei Dank. Denn waren nicht sie es, die die tradierten Rollenmuster aufgebrochen und das Erwachsenwerden von bürgerlichen Normen befreit haben? Reife und Selbstfindung sind längst relativ. Finde ich mich heute nicht, finde ich mich gewiss morgen. Wenn nicht, auch nicht so schlimm.

Anfang 20 hatte ich wesentlich konkretere Vorstellungen, wie mein Leben aussehen könnte, als dies heute der Fall ist. Damals war für mich klar, dass dem zügig beendeten Studium rasch ein guter Job, eine Familie und eine feste, am besten eigene Bleibe folgen sollten. Jetzt gibt es ihn nicht mehr, diesen Masterplan. Und darüber bin ich noch nicht mal unglücklich, denn von all dem, was an seine Stelle getreten ist, möchte ich nichts missen. Nur: Wie lange trifft diese Aussage noch zu?

Ein Kumpel, etwa in meinem Alter, wurde kürzlich Vater. Ich kannte ihn als einen sehr aktiven Teilnehmer am Berliner Nachtleben, und als ich ihn fragte, wie er denn seinen neuen Lebensabschnitt mit den alten Gewohnheiten zu vereinen gedenke, antwortete er: "Weißte, Markus, mittlerweile kenne ich wirklich jedes Arschloch in jedem Scheißclub dieser Stadt. Irgendwann reicht´s dann auch mal."

An meiner Erziehung und meinem familiären Umfeld kann es nicht liegen. Meine Eltern haben mir prima vorgemacht, wie es funktioniert. Klar, andere Generation, könnte man jetzt anführen, aber selbst mein Bruder, drei Jahre jünger als ich, und meine Cousinen, auch allesamt jünger als ich, haben den oben erwähnten Masterplan straff in die Tat umgesetzt. Manchmal überkommt mich ein gewisses Bedauern, dass es bei mir nicht so ist. Allerdings kann ich nicht sagen, ob sich dieses Bedauern eher darauf gründet, das alles nicht zu haben. Oder ob es eher mit ungestillter Neugierde zu tun hat, weil es sich dabei um Dinge handelt, die ich im Gegensatz zu vielen anderen noch nicht ausprobieren konnte. Somit wäre der Wunsch, als Zeichen des Erwachsenseins eine Familie zu haben, nicht so wahnsinnig weit entfernt von dem, was mich immer noch dazu treibt, ständig neue Arschlöcher in neuen Scheißclubs kennenzulernen. Wahrscheinlich besteht aber auch ein signifikanter Unterschied zwischen Großstadt- und Landleben. Meine Freunde von damals, die nicht wie ich weggezogen sind, verstehen mit ihrem Haus, ihren Kindern und ihrem Hund vermutlich gar nicht, was eigentlich mein Problem ist.

Wegziehen, weggehen – ein wichtiger Punkt. Bis zum heutigen Tag konnte ich immer abhauen, wenn es mir irgendwo irgendwie nicht gefiel. Einfach weiter, nächste Stadt, nächste Beziehung, nächster Job, und bis jetzt hatte ich das große Glück, dass dies ohne größere Flurschäden für mich und andere über die Bühne ging. Und so ist mein Leben kein Lernprozess mit einem greifbaren Ergebnis, sondern eine Aneinanderreihung von gemachten Erfahrungen, die ich in mir horte und auf die ich kleinteilig zurückgreife, wenn guter Rat mal wieder teuer ist.

Doch was genau ist es denn, dass ich da so pflege? Wenn man bei Wikipedia auf blöd einfach mal "Jugend" eingibt, erscheint dort folgendes: "In die Jugendzeit fällt die Pubertät , das Ende der Schulzeit , der Beginn der Berufsausbildung , die Abnabelung vom Elternhaus und die Identitätsfindung . Deswegen wird die Jugendzeit sowohl vom Jugendlichen, der sie durchlebt, als auch von den Eltern als nicht ganz einfach angesehen." Fürwahr, es gibt Erstrebenswerteres. Allerdings, die Pubertät habe ich hinter mir, die Schulzeit ebenso, arbeiten tu ich auch schon eine ganze Weile, vom Elternhaus bin ich längst abgenabelt und sogar die Identitätsfindung verlief abgesehen von kleineren Irritationen zufriedenstellend. Wenn also all das abgehakt ist, stellt sich natürlich die Frage, was das denn für eine Jugend ist, die ich da lebe. Oder, um den Gedanken mal weiterzuspinnen: Klaue ich der eigentlichen Jugend ihre Exklusivität, indem ich noch immer Bereiche besetze, die mir aufgrund meines Alters längst nicht mehr zustehen? Wo ist die Alterspolizei, wenn man sie braucht? Vielleicht sollte man auf CDs, DVDs, Bücher und an Clubeingängen (am besten zusätzlich noch bei Klamottenläden und beim Friseur) nicht mehr ´Ab 18´, sondern eher ´Bis 29´ schreiben, dann wäre der Jugend ganz schnell wieder das Gefühl gegeben, eine eigene Generation zu sein, und auch mir wäre damit endlich in die Herrenslipper geholfen.

Sollte ich in 25 Jahren immer noch bei MTV moderieren, dürft ihr meinem Zivi gerne sagen, dass er mich rausschieben soll.

Weiterlesen im 4. Teil »


 
 



 

//  Startseite //  // Politik // Kultur // Leben // Schwerpunkte // Bildergalerien //  // Adam Green // Redaktionsblog // Rezeptor // Markus Kavka // Selim Oezdogan // Sonntagstexte //  // Zitat des Tages // Spiele //  //
//  IMPRESSUM //

 

ZUM SEITENANFANG