RAPPER
Flitzpiepenalarm
TEIL 2
Ein Anruf bei Diddys Fahrer beförderte zu Tage, dass niemand was wusste, weil man keine Telefonnummer der anderen Partei hatte, um dort mal nachfragen zu können. Das Ende vom Lied: Vor lauter Warten auf Diddy, war Snoop schließlich im Hotel eingepennt und wollte auch nicht mehr gestört werden. Zähneknirschend schlurfte Diddy also alleine zu TRL, um dort sein uninspiriertes Pflichtprogramm abzuspulen. Das Konzert am Abend pries er als unvergessliches, nie dagewesenes Erlebnis an, weil auf der Bühne ganz irre Sachen passieren, sein aktuelles Album
Press Play
ist natürlich sein bisher bestes, wenn nicht sogar das großartigste HipHop-Album aller Zeiten, und sein Duft
Unforgivable
sind wie die Klamotten seines Labels
Sean John
selbstverständlich totale Must-Haves.
Keine Frage, Diddy ist ein cleverer Geschäftsmann, aber dass sein Auftritt so dermaßen dem eines Vitaminpillenverkäufers auf einer Butterfahrt glich und so gar nichts Echtes und Ehrliches hatte, war dann dennoch ernüchternd. Danach war Diddy auch müde und sagte die zugesicherten Interviews ab, genau so wie den Dreh in der Halle, und zwar mit folgender abstruser Begründung: "Wenn die deutschen Fans schon keine Tickets kaufen, dann sollen sich auch kein Live-Material von meinem Konzert bekommen." Ja, genau, damit die folgenden Shows auch so schön leer sind. Mann, Mann, Mann… Dann kannst du dir deine beschissene
Press Play
-Platte, die ohnehin keine Sau gekauft hat, auch direkt irgendwo hinschieben, und deinen blöden Puff-Duft kannste bestenfalls als WC-Spray verwenden oder ihn direkt in selbiges schütten.
Da hilft es hoffentlich auch nichts, dass
Unforgivable
während des Konzerts auf Großbildleinwand beworben wurde. Das war nur eins von vielen unangenehmen Dingen in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Mit knapp 5000 Zuschauern war sie gerade mal zur Hälfte gefüllt - kein Wunder bei Ticketpreisen von 50 Euro - entsprechend war die Stimmung im Publikum. Auf der Bühne gab´s ein "Ah Yeah" und "Check it out" nach dem anderen sowie den fortwährenden Beweis, dass Diddy ein äußerst mittelmäßiger Rapper ist.
Zumindest das kann Snoop Dogg wenigstens, und so waren die wenigen musikalischen Highlights ihm vorbehalten, der nicht zuletzt dank cleverer Produzentenwahl auch den ein oder anderen Hit im Repertoire hat. Doch auch das konnte nicht über den unfassbar blutleeren Charakter der Veranstaltung hinweg täuschen, und als am Ende bei P.Diddys "I´ll Be Missing You" auf der Leinwand nebst Bildern toter Legenden der schwarzen Musik, wie Notorious B.I.G., Tupac Shakur und James Brown, auch noch das Konterfei von Prinzessin Diana auftauchte, hatte die Sause sogar noch etwas unfreiwillig Komisches.
Und so ging ein vermutlich für alle Seiten unbefriedigender Tag zu Ende. Ich möchte dennoch nicht versäumen, den einzig wahren Helden all dessen lobend zu erwähnen. Ein TRL-Zuschauer hatte beim Handshake mit P.Diddy versucht, dessen Ring abzustreifen und zu klauen. Hat leider nicht geklappt, war aber trotzdem genau die richtige Maßnahme.
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