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Rauchen

Drogensüchtiger Arsch

Ich muss nicht überall qualmen. Manchmal vergesse ich es sogar. Doch mich nervt, dass Raucher in letzter Zeit als sozial inkompetent und kriminell dargestellt werden

Jetzt hat auch noch einer meiner besten Freunde aufgehört zu rauchen. Seit über 20 Jahren war er im Geschäft, stets war er eine verlässliche Größe, die einem dabei half, sich im Restaurant, im Flughafen und auch privat zuhause nicht scheiße oder allein zu fühlen, wenn Nichtraucher einen mit Blicken töteten.

Langsam gehen mir die Argumente aus. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch nie welche. Mein Hausarzt, eigentlich ein besonnener Mann, beschimpfte mich wütend, als ich ihm eröffnete, dass der Grund für meine Bronchitis vielleicht sein könnte, dass ich jetzt rauche. Da war ich gerade 31 geworden. "Wieso jetzt?! In dem Alter muss man doch nicht mehr mit dem Rauchen anfangen! So ein Unsinn!" Womit er zweifelsfrei Recht hat. Was er nicht wusste: Ich hatte 30 Jahre lang schlichtweg vergessen zu rauchen. An jenem Abend im Juni 1998 fiel es mir dann schlagartig ein. Da war doch was. Also ging ich zum Zigarettenautomaten und kaufte mir meine erste Schachtel Zigaretten. West Ice. Ich kannte mich ja noch nicht so gut aus. Immerhin hat mich niemand angeschnorrt.

Als in meiner Jugend alle im üblichen Alter zwischen 14 und 16 anfingen und vor der Schule lässig hustend rumhingen, hat mich das nicht interessiert. Ich hab noch nicht mal bewusst registriert, dass ich zwar dabei stand, im Gegensatz zu den anderen aber an nichts zog. Ich fand auch nicht doof, dass die das machten, nicht einmal der Geruch hat mich gestört. Selbst der Umstand, dass ich Sportler war und mindestens fünfmal pro Woche trainierte oder spielte, war kein bewusstes Argument gegen Nikotin. Ich hatte es einfach nicht auf dem Schirm.

Zur Strafe sah ich beim Rauchen meiner ersten etwa zweihundert Kippen so richtig bekloppt aus. Wenn man mit 16 seine Zigarette komisch hält, nur pafft und dauernd husten muss, geht das noch als okay durch, bei einem Typen in meinem Alter allerdings nicht. Irgendwie hatte ich auch ein kleines Problem mit dem räumlichen Sehen, jedenfalls traf die Flamme des Feuerzeugs nie die Spitze, sondern stets die Mitte der Zigarette, weswegen ich zu Anfang nur im Auto rauchen konnte, weil mir dort der Rückspiegel half, das Ganze richtig einzuschätzen. Da ich immer relativ lang brauchte, bis das Ding glimmte und ich vorher vergaß, meine Lippen zu benetzen, klebte der Filter stets fies an meinem Mund fest, ganz so, als hätte ich im Winter einen Laternenpfahl geküsst.

Richtig schmecken tun mir Zigaretten bis heute nicht. Im Gegenteil - oft drücke ich sie schon nach der Hälfte aus. Eigentlich brauche ich sie nicht. Wenn ich abends mal keine mehr habe, ist es egal. Ich habe mir jedenfalls nie die Mühe gemacht, noch mal zum Automaten zu latschen. Auch Langstreckenflüge sind kein Problem, genauso wie Orte, an denen striktes Rauchverbot herrscht. Trotz alledem: Ich rauche gern. Warum, weiß ich nicht so genau.

Langsam macht es mir allerdings zunehmend weniger Spaß, manchmal fühle ich mich sogar richtig mies dabei. Dies aber nie aus gesundheitlichen Gründen, sondern aus gesellschaftlichen. Damit wir uns richtig verstehen: Ich bin für ein generelles Rauchverbot in Restaurants, ich bin für einen freiwilligen, eigenverantwortlichen Rauchverzicht, wenn Kinder in der Nähe sind, sowie im Auto und allen anderen geschlossenen Räumen, sobald auch nur ein einziger Nichtraucher sich in ihnen bewegt. Noch aber hab ich keine Lust, mich von Nichtrauchern, die aus irgendwelchen Gründen im Raucherbereich des Restaurants gelandet sind, schwach anlabern oder von einem Ladenbesitzer, der nicht will, dass ich VOR seiner Boutique rauche, verscheuchen zu lassen.

Höre ich da jetzt die Flöhe husten, oder ist es tatsächlich so, dass Raucher in der Öffentlichkeit zunehmend als sozial inkompetente, kriminelle, drogensüchtige, stinkende Arschlöcher wahrgenommen werden? Ausnahme: Helmut Schmidt, wenn er sich bei Beckmann so lange eine Kippe nach der anderen anzündet, bis der Reinhold ganz entgegen seiner sonstigen Art so kumpelmäßig opportunistisch mitpafft.

Zurzeit habe ich wieder schlimmen Husten, wie immer im Herbst. Kommt bestimmt nicht vom Rauchen. Mein guter Freund hat mit 15 angefangen zu rauchen und mit 39 aufgehört, macht 24 Jahre. Heißt also für mich: Ich höre mit 55 auf. Oder aber, wenn ich Papa werde. Meine Eltern haben beide geraucht, und das wütende "Du stinkst!", wenn sie vom Balkon hereinkamen, möchte ich mir und meinen Kindern ersparen.

Markus Kavkas elektrische Zahnbürste

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