Worum geht’s? Als John McCain ankündigte, Sarah Palin zu seiner Stellvertreterin zu machen, war das eine gelungene Überraschung. Die 44-Jährige hatte sich zuvor von der Kleinstadt-Bürgermeisterin bis zur Gouverneurin von Alaska hochgearbeitet. Sie ist mit einem Arbeiter verheiratet und hat fünf Kinder – darunter einen Sohn, der im Irak dient, eine Tochter, die mit 17 schwanger wurde, und ein Baby mit Down-Syndrom. Kurz: Sarah Palin hat jede Menge Lebenserfahrung. Außerdem gilt sie als stramme Konservative und unkorrumpierbare Politikerin. Dumm nur: Sarah Palin war bis vor kurzem noch nie im Ausland, hat sich in den vergangenen Jahren offenbar nicht besonders für amerikanische Politik interessiert und wirkte in ihren ersten Fernsehinterviews sehr unvorteilhaft.
Was soll denn daran so gruselig sein? Gruselig ist für viele Amerikaner schon Palin selbst. Über die Hälfte der Befragten gaben kürzlich in einer Umfrage an, dass Palin nicht für die Präsidentschaft geeignet sei. Dabei könnte diese Frau bald nur einen Herzschlag davon entfernt sein, Präsidentin der USA zu werden – denn im Falle eines Wahlsiegs John McCains wäre sie diejenige, die seinen Posten übernimmt, wenn dem 72-Jährigen während seiner Amtszeit etwas zustößt. Mit dieser Angst spielt der Werbeclip und behauptet außerdem, dass Sarah Palin angeblich Mitglied einer Partei gewesen seien soll, die die Loslösung Alaskas aus der Vereinigten Staaten propagiert. Und auf solche Ideen sind die Amerikaner nicht gut zu sprechen: 1860 erklärte South Carolina als erster von mehreren Südstaaten den Austritt aus den USA. Die Folge war ein Bürgerkrieg, der vier Jahre andauerte, 620.000 Amerikaner das Leben kostete und weite Teile des Landes verwüstete.
Was waren die Folgen? Die Aussage des Videos ist falsch. Zwar sprach Palin als Gouverneurin von Alaska in diesem Jahr tatsächlich das gezeigte Grußwort zum Parteitag der Unabhängigkeitspartei Alaskas. Doch Mitglied war sie nie – das Video zitiert eine Falschmeldung, die die „New York Times“ bald korrigierte. Eine Koalition konservativer Blogger deckte auf, dass hinter dem Video, dass anonym auf YouTube veröffentlicht worden war, der Mitarbeiter einer PR-Firma steckte, die auch Barack Obama berät. Der Beschuldigte entfernte das Video aus dem Netz und nahm die volle Verantwortung auf seine eigene Kappe – die offizielle Obama-Kampagne habe mit dem Video nichts zu tun gehabt. Barack Obama distanzierte sich von dem Video.
Wenn der Mörder umgeht... Bush-Anhänger vs. Michael Dukakis
Worum geht’s? Michael Dukakis war in den 70er und 80er Jahren Gouverneur von Masachussetts. Dort hatte er ein Programm unterstützt, das Häftlingen Freigang gewährt – auch solchen, die ohne Aussicht auf Bewährung eingelocht wurden. Einer der Nutznießer dieses Programms war Willie Horton, der wegen Mordes lebenslänglich einsaß. 1986 floh Horton während seines Freigangs und tauchte unter. Gefasst wurde Horton, nachdem er eine neue Straftat begangen hatte: Nachdem er ihren Partner mit mehreren Messerstichen außer Gefecht gesetzt hatte, vergewaltigte er eine Frau mehrfach. 1988 trat Michael Dukakis als Präsidentschaftskandidat der Demokraten gegen George H. W. Bush an. Willie Horton wurde in der heißen Phase des Wahlkampfes zum Thema mehrerer Werbespots, die Dukakis vorwarfen, er ginge nicht hart genug gegen Kriminelle vor.