Was soll denn daran so gruselig sein? Der Fall war zu dramatisch, um keine Wirkung auf die Wähler zu entfalten: Fast ein Jahr war der verurteilte Mörder Horton frei durchs Land gezogen, bevor er erneut gefasst wurde – über 600 Kilometer entfernt von seinem Gefängnis, in einem Vorort von Washington, DC. Dabei hatte Dukakis die Freigänge nicht eingeführt, sondern das Programm lediglich fortgesetzt. Kritiker befürchteten außerdem, dass die anhaltende Kampagne den Rassismus des Publikums nähre: Immer wieder zeigten die Werbespots das Gesicht von Horton und erinnerten so die Zuschauer, dass es ein Schwarzer gewesen war, der eine weiße Frau vergewaltigt hatte.
Was waren die Folgen? Die „Willie Horton Ads“ gehören zu den bekanntesten Beispielen von Negativwerbung im amerikanischen Wahlkampf – und zu den erfolgreichsten. Trotz seines anfänglichen Vorsprunges in den Umfragen unterlag Dukakis schließlich gegen Bush. Al Gore war der erste gewesen, der 1988 in den Demokratenvorwahlen den Fall Willie Horton thematisierte. Ironischerweise unterlag Gore 12 Jahre später, als er selbst Präsidentschaftskandidat der Demokraten geworden war – gegen den Sohn von George H. W. Bush.
Wenn der Atomkrieg droht... Lyndon B. Johnson vs. Barry Goldwater
Worum geht’s? Der Hintergrund des Präsidentschaftswahlkampfs von 1964 war in vielerlei Hinsicht brutal. Die Kuba-Krise war überwunden, doch der Kalte Krieg mit der Sowjetunion in vollem Gange. Präsident John F. Kennedy war nicht einmal ein Jahr zuvor ermordet worden. Und nun trat sein Vizekandidat Lyndon B. Johnson gegen einen Republikaner an, der erklärte: „Extremismus ist kein Laster, wenn es um die Verteidigung der Freiheit geht.“ Vor diesem extremen Hintergrund griff Lyndon B. Johnson zu einem extremen Fernsehspot.