In Kreuzberg und Neukölln leben viele Migranten. Wie viele Sprachen sprechen Sie?
Deutsch, Türkisch, Englisch. Und ein paar Brocken Spanisch: Buenos dias, qué tal? Man kann sich immer verständigen, auch mit viel Fantasie.
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Wie haben Sie das in Ihrem Alltag als Polizist nutzen können?
Ich war in Gefahr, den Eindruck zu erwecken, ich sei der, der mit allen klar kommt. Das war ein Ruf, der sich wie ein Lauffeuer verbreitete: Der Topal spricht verschiedene Sprachen. Dann hieß es immer: "Topal, Kundschaft!" Ich kann mich zwar nicht flüssig unterhalten, aber versuchen, eine gemeinsame Ebene zu finden. Ich spreche zum Beispiel kein Chinesisch, aber dann versucht man es halt mit Zeichensprache oder malt etwas auf.
Was kann bei der Polizei verbessert werden?
Die Bereitschaft, jemanden verstehen zu wollen. Man kann sich Mühe geben, auch wenn jemand nur gebrochen spricht. Dass diese Bereitschaft bei vielen fehlt, betrübt mich. Da heißt es oft: Amtssprache ist deutsch.
Sie engagieren sich ehrenamtlich bei "Stopp Tokat!" Was ist das für eine Initiative?
Tokat ist türkisch und heißt Abziehen. Wenn ein Jugendlicher einem anderen die Jacke klauen will, ruft er "Tokat!" Im Abschnittsbereich meines ehemaligen Dienststellenleiters gab es sehr viele solcher Fälle, und er fragte sich: Wie kann man das angehen? Er hat "Stopp Tokat!" mitgegründet. Eines Tages rief er mich an und fragte, ob ich die Initiative unterstützen wolle. Es sind auch andere bekannte Leute dabei, zum Beispiel der Boxer Cengiz Koc.
Und was tun Sie konkret?
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Wir gehen in die Schulen und reden mit den Jugendlichen. Es ist ganz wichtig, sie zu sensibilisieren, was Abziehen eigentlich bedeutet: Die Jugendlichen selbst sehen das eher locker – aber Abziehen ist eine Raubstraftat, ein Verbrechen! Damit wird man nicht mal Kloputzer. Ich frage die Jugendlichen: Wisst ihr, was ihr dem Opfer antun? Und was ihr euch sich selbst antut, und euren Familien? Die Jugendlichen sagen oft: "Ich komme aus dem Ghetto, ich bin Ausländer, das ist normal." Ich antworte: "Wenn acht von zehn Straftaten von Hassan, Ali, Mehmet begangen werden, dann ist es schwierig, dem etwas entgegenzusetzen." Ich nehme mir raus, zu sagen: Nee! Was wollt ihr mir erzählen? Ich kann an meinem eigenen Beispiel aufzeigen, dass es anders geht – und anders gehen sollte.
In welcher Rolle begegnen Sie den Jugendlichen: als Comedian, Polizist oder großer Bruder?