Thailand
Revolutionsspaziergang
TEIL 2
Die Militärführung, die damals die Kontrolle übernahm, beteuerte, die Macht sobald wie möglich an das Volk zurück zu geben und ließ im Dezember 2007 Neuwahlen ausrufen. Vor allem die Wähler des ländlichen Nordens sorgten aber dafür, dass erneut die PPP an die Macht kam, die dieses Mal unter der Führung von Samak Sundaravej angetreten war. "Samak ist nur die Marionette von Thaksin!", sagt Meow während wir an Zelten und einem mobilen Wasserdepot vorbei laufen "Das Geld bestimmt die Wahl. Nur wenn du Geld hast, kannst du Premier werden. Und Samak betreibt die gleiche populistische Politik wie Thaksin".
Plötzlich formiert sich die Menge zu einem langen Zug, dessen Ziel das Polizeihauptquartier ist. Meow erklärt mir, dass ihre Freunde direkt zur Polizeiführung sprechen wollen. Den ganzen Nachmittag wiederholen die Sprecher der PAD ihre Forderungen, verstärkt durch Lautsprecher, die auf das Hauptquartier gerichtet sind. Meow fasst das Manifest der PAD für mich zusammen: "Wir sehen keinen Sinn mehr in Neuwahlen, die wieder die PPP an die Macht bringen würden. Die ländliche Bevölkerung muss aufgeklärt werden, damit der Populismus Thaksins keinen Einfluss mehr hat. Mit dem Rücktritt Samaks wollen wir eine unabhängige Regierung mit Vertretern aus allen Parteien stellen. Diese wird in der Lage sein Thailands Korruption zu bekämpfen und mein Land aus der Krise führen."
Galerie: Fotos von der Demonstration in Bangkok.
Die Atmosphäre ist gespannt, ich sehe mehr "Sicherheitsleute" der PAD mit Golfschlägern unter den sonst friedlichen und unbewaffneten Demonstranten. Vor den Mauern des Polizeiquartiers applaudieren Demonstranten. Hinter den Mauern stehen Polizisten in Kampfausrüstung. In dieser geladenen Atmosphäre ereignet sich Punkt 18 Uhr etwas Skurriles: Das Lied des Königs ertönt aus den Lautsprechern. Alle Thailänder, egal ob Polizisten oder Demonstranten, stehen still in regungsloser Haltung. "Das ist Routine" erklärt mir Meow. "Jeden Morgen um 8 Uhr und jeden Abend um 18 Uhr spielt das Lied des Königs. Wir zeigen so unseren tiefen Respekt." Nach 2 Minuten endet der "Waffenstillstand" und die Forderungen schallen wieder aus den Lautsprechern.
Nach weiteren zwei Stunden Demonstrieren, Beobachten und Zuhören bin ich zu müde. Meow und die anderen Demonstranten bleiben – ich mache mich auf den Weg zu meiner Unterkunft. Im Touristenviertel ist alles friedlich, nichts zu spüren von der Revolution. Die Sonnenanbeter auf Thailand kommen und gehen – so, wie die Proteste am anderen Ende der Stadt.