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Romandebüt

"Ich fahre die ganze Zeit Bus"

Erst schrieb Theresa Bäuerlein eine Sex-Kolumne. Dann zog sie nach Israel und schrieb ihren Debütroman. Ein Interview.

Theresa Bäuerleins Debütroman "Das war der gute Teil des Tages" erzählt die Liebesgeschichte zwischen der Deutschen Lena und dem jüdischen Israeli Tom. Beide jobben in einem Autistenheim in Tel Aviv. Kurz nachdem sie sich kennen lernen, macht Tom Lena einen Heiratsantrag: mit dieser Scheinehe will er dem israelischen Armeedienst entgehen.

Zuender: Wann warst du das erste Mal in Israel?

Theresa Bäuerlein: Im Jahre 2000, direkt nach dem Abi: Mein damaliger Freund wollte Zivildienst im Ausland machen. Wir sind auf dem Landweg nach Israel gefahren und haben beide in einem Autistenheim in Tel Aviv gearbeitet. Ich bin nach fünf Monaten abgehauen, weil es mir nicht gefallen hat: Es war laut, dreckig und heiß, und ich fand die Leute unfreundlich. Außerdem ging gerade die zweite Intifada los und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich habe dann erst in Oldenburg Politik studiert und bin 2002 nach München an die Uni und an die Deutsche Journalistenschule gewechselt.

Zuender: 2006 hast du deinen isrealischen Freund kennengelernt.

Bäuerlein: Ja, im Sommer 2006 traf ich in einem Hostel in Guatemala diesen Typen aus Israel, Tom. Wir haben uns lange unterhalten. Aber ich wollte damals alleine reisen und mich nicht verknallen, also habe ich am nächsten Morgen einen Zettel mit meiner Mailadresse unter Toms Tür durchgeschoben und bin einfach gegangen – so ähnlich, wie Lena das in meinem Buch machen würde. Wir haben dann ganz viel gemailt und gechattet. Im Dezember 2006 bin ich nach Israel geflogen – und seitdem sind wir zusammen.

Zuender: Du wohnst seit April 2008 mit Tom in Tel Aviv. Ist das nicht ein ziemlich krasser Unterschied zur Yuppie-Stadt München?

Bäuerlein: München ist mir zu weit weg vom realen Leben – reich, träge, gemütlich. Die Stadt hat eine kühle Mentalität und ist wenig herzlich. Tel Aviv verhält sich zu Israel wie Berlin zu Deutschland: Es sind ortlose Großstädte, die in jedem Land sein könnten. Die Israelis leben mit weniger Schnörkeln und Formalitäten. Sie sind wahnsinnig unentspannt, sie können nicht stillsitzen und sind immer auf dem Sprung. Davon kriege ich manchmal Kopfschmerzen – aber es gibt nicht diese Sattheit wie in München.

Zuender: Fühlst du dich in Israel als würdest du im Kriegszustand leben?

Bäuerlein: Hier in Tel Aviv lebe ich ziemlich urban: Ich treffe Freunde, gehe auf Konzerte und ins Fitnessstudio. Ich bin manchmal, wenn ich aus Tel Aviv rausfahre, selbst überrascht, dass es noch ein anderes Israel gibt. Jerusalem etwa ist viel religiöser und die Menschen sind höflicher. Ich nehme auch die israelische Mentalität an, zum Beispiel fahre ich die ganze Zeit Bus.

Trotzdem ist die Lage zwiespältig: Ich lebe normal, fühle mich aber nicht völlig sicher. 2000 bin ich noch in die Westbank gefahren. Das mache ich jetzt nicht mehr. Außerdem ist die Normalität trügerisch: Ich habe lange nachgraben müssen, bis ich herausfand, dass in jeder Familie jemand gestorben ist, im Krieg oder bei Anschlägen. Bei Tom war es der Cousin.

Zuender: Hat eure deutsch-israelische Beziehung auch eine politische Dimension?

Bäuerlein: Ja, Politik und der Holocaust sind ein ziemliches Thema bei uns. Ich hatte zum Beispiel Angst, für den Holocaust verantwortlich gemacht zu werden. Für mich war es befreiend, nach Israel zu reisen. Und zu sehen, dass die Israelis bei den Deutschen durchaus unterscheiden können.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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