Staatsgründung
Wir fangen noch mal an
TEIL 3
Friedman:
Wenn einer der Schwimm-Staaten einen anderen attackiert, dann muss man sich verteidigen können. Das ist klar. Schwerer zu beantworten ist die Frage, was passiert, wenn innerhalb von Gesellschaften Menschen schlecht behandelt werden. Unsere Idee ist: Solange die Menschen frei entscheiden können, welcher Gesellschaft sie sich anschließen, müssen wir uns nicht darum sorgen, was innerhalb einer Gesellschaft passiert. Denn die Bewohner haben sich diese Gesellschaft ja freiwillig gewählt. Natürlich gibt es Sonderfälle, etwa wenn es um Kinder geht oder wenn Staaten keine Informationen von außen ins Land lassen. Dann müsste man eingreifen.
Zuender: Welche Rolle würden dann universelle Menschenrechte spielen?
Friedman:
Die einzelnen Gesellschaften sollten selbst festlegen, was für sie Menschenrechte sind. Sie dürften aber nicht dem Rest der Welt schaden, die Umwelt verschmutzen oder Massenvernichtungswaffen entwickeln. Ein wichtiger Teil unserer Idee ist, dass wir so viele verschiedene Gesellschaften wie möglich schaffen. Mit unterschiedlichen Rechten und Regeln. Als Experiment, um zu sehen, wie sie funktionieren. Wenn wir den Staaten vorschreiben würden, an welche Menschenrechte sie sich zu halten haben, wäre das Experiment sinnlos.
Zuender: Die Menschen in den Schwimm-Staaten müssen auch von etwas leben. Sind ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten nicht sehr beschränkt durch das Leben auf dem Wasser?
Friedman:
Wirtschaftliche Fragen sind tatsächlich das größte Problem. Deshalb sollten unsere Inselstaaten wirtschaftlich so stark wie möglich mit dem Rest der Welt verknüpft sein und Handel treiben. Auch Inselstaaten- oder –städte ohne eigene Rohstoffvorkommen können sehr wohlhabend sein. Hongkong ist das beste Beispiel.
Zuender: Wie sollen die Menschen Partner finden und sich fortpflanzen, wenn sie so wenig Auswahl haben?
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